Kommentar |
1848/49 erfasste die größte Revolutionswelle, die der Kontinent seit der Französischen Revolution und der napoleonischen Zeit gesehen hatte, nahezu ganz Europa. Doch schon ab 1850 schienen die bedrohten Monarchen und Fürsten die Lage wieder fest im Griff zu haben. Mit Blick auf die politische Geschichte sprach die Forschung für die folgenden beiden Jahrzehnte bis zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs daher gerne von einer Zeit der Reaktion. Dass man hingegen auch von einer Zeit des Fortschritts sprechen kann, wird deutlich, wenn man all die technischen, wirtschaftlichen und kommunikativen Veränderungen ab der Jahrhundertmitte in den Blick nimmt. Eisenbahnen, Telegraphen, Dampfschiffe, Massenpresse und vieles mehr sorgten nun dafür, dass eine ungeheure internationale Verdichtung und Vernetzung einsetzte. Die beginnende Hochindustrialisierung, eine zunehmende Urbanisierung und koloniale Expansion stehen exemplarisch für eine deutlich globalisiertere Welt, in der Europa eine Vorreiterrolle einzunehmen gedachte und dies z.B. durch Weltausstellungen sichtbar demonstrierte. Diese Entwicklungen in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur wollen wir im Proseminar in den Blick nehmen und dabei vergleichende sowie verflechtungsgeschichtliche Elemente in den Vordergrund rücken.
Die Veranstaltung wird sowohl mit Moodle als auch mit Microsoft Teams arbeiten. Nähere Hinweise dazu Anfang Mai.
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Literatur |
Richard J. Evans, Das europäische Jahrhundert. Ein Kontinent im Umbruch, 1815-1914, München 2018; Lothar Gall, Europa auf dem Weg in die Moderne 1850-1890 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte 14), München 52010; Johannes Paulmann, Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube. Europa 1850-1914 (C.H. Beck Geschichte Europas), München 2019; Willibald Steinmetz, Europa im 19. Jahrhundert (Neue Fischer Weltgeschichte 6), Frankfurt a.M. 2019. |
Voraussetzungen |
Voraussetzungen für den Scheinerwerb sind regelmäßige Teilnahme am Proseminar und am begleitenden Tutorium, Textlektüre, aktive Mitarbeit, Übernahme eines mündlichen Beitrags, Bearbeitung kleinerer Hausaufgaben und Verfassen einer ca. zwölfseitigen Hausarbeit. |
Zielgruppe |
Bachelor-Studiengänge Geschichtswissenschaften/Geschichte/Historisch orientierte Kulturwissenschaften sowie Lehramt Geschichte, auslaufende Lehramtsstudiengänge Geschichte, Starter- und Schnupperstudium. Die Veranstaltung versteht sich als Einführung in die Geschichte des 19. Jahrhunderts und ist besonders für Studienanfänger und jüngere Semester geeignet. |