Kommentar |
Flüsse prägen nicht nur die sie umgebende Landschaft, sie werden seit Jahrhunderten durch den Menschen in vielfältiger Weise genutzt. Sie dienten und dienen als Trink- und Waschwasserreservoir, als Wasserstraßen, um Waren zu transportieren, sie mussten über Jahrhunderte sowohl Fäkalien als auch industrielle Abwässer aufnehmen und spülten entsprechend sowohl Krankheitserreger als auch jede Menge Chemie auch in menschliche Haushalte. Im Gefolge der Industrialisierung wurden viele Flüsse in Europa zu in feste ‚Betten‘ eingefassten Kloaken, der Wasserstrom wurde zum Abwasserstrom.
Daneben jedoch verbinden Menschen mit Flüssen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert und der Entstehung des modernen Tourismus spezifische, auch romantische Landschaftserlebnisse (populärstes Beispiel: Die Rheinromantik). Die Saar gehört im Unterschied zu Rhein, Elbe und Donau zu den weniger bekannten, kleineren deutschen Flüssen. Sie gibt dem Saarland zwar seinen Namen, hat aber in den kulturhistorischen Wissenschaften bislang kaum Interesse gefunden. Wir werden in dieser Übung versuchen, ein wenig Licht in dieses Dunkel zu bringen.
Wir nähern uns der Saar im Wintersemester auf empirische Weise (Beobachtungen, Befragungen, historische Analysen etc.). Primäres Ziel der Übung ist die Einübung grundlegender Praktiken der historisch-anthropologischen Forschung, übergeordnetes Ziel ein differenzierterer Blick auf den zentralen Fluss des Saarlandes und das, was die Menschen in historischen Zeiten wie heute mit ihm machten und machen. Entsprechend schauen wir zunächst auf die ‚natürliche‘ Saar, ihre Entstehung, ihren Verlauf und ihre Bedeutung als Biotop. Danach widmen wir uns Themenfeldern wie ‚der industrialisierten Saar‘ (Völklingen und Co.), der ‚eingesperrten Saar‘ (Saarbrücken), der Saar als Freizeitraum (Rudern, Radeln, Angeln etc.), der‘ kulinarischen Saar‘ (Weinanbau an den Saarhängen), der ‚deutschen‘ Saar als symbolträchtiger Grenze zwischen Frankreich und Deutschland, der ‚alltäglichen Saar‘ (Leben am Fluss), der ‚bedrohlichen‘ Saar (Umgang mit Hochwasser und Überschwemmungen etc.) und anderem mehr. Weitere Vorschläge für Themen sind herzlich willkommen. |
Bemerkung |
Die Übung findet in Präsenz statt: Gebäude C5 3, Seminarraum 1.21.2
Anforderungen für die Lehrveranstaltung: Offene Augen und Ohren für Flussthematisches und die Bereitschaft, unter Anleitung eigene Forschungen durchzuführen. |