Kommentar |
Mit den Gender Studies wird zu Unrecht oft ein rein frauenbezogenes Forschungsfeld assoziiert. Im Geschlechterdiskurs spielt die Konstruktion von Männlichkeit eine gleichbedeutende Rolle wie die von Weiblichkeit, auch wenn Geschlechterfragen im historischen Diskurs eher über den Körper von Frauen ausgetragen werden, während der Mann als das ‚eigentliche‘ Geschlecht scheinbar nicht zur Debatte steht. Am zeit- und literarhistorisch besonders virulenten Ausschnitt der Moderne im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert werden wir uns im Seminar mit literarischen Texten von Thomas Mann („Der Tod in Venedig”), Arthur Schnitzler („Leutnant Gustl”, „Traumnovelle”), Rainer Maria Rilke („Malte Laurids Brigge”) und anderen beschäftigen, in denen Männlichkeit als höchst problematisch erscheint. Neben methodischen Zugängen der aktuellen Männlichkeitsforschung wird auch der zeitgenössische Geschlechterdiskurs Thema sein, etwa Otto Weininger, der mit seiner auf Dichotomie setzenden, misogynen Geschlechtertheorie Epoche schrieb. Seine Theorie stand mit der eigenen tragisch ambivalenten Existenz in auffälligem Missverhältnis und verrät in dieser Konstellation viel über die Zeitverhältnisse. Die endgültige Leseliste wird in gemeinsamer Absprache in der ersten Sitzung festgelegt, wobei auch eigene Wünsche von Seminarteilnehmenden berücksichtigt werden können. |
Bemerkung |
Die Durchführung der Veranstaltung erfolgt, sofern die Lage dies zulässt, in Präsenz. Wer aus gesundheitlichen Gründen auf eine digitale Zuschaltung angewiesen ist, möge sich bitte vor Beginn der Veranstaltung mit der Seminarleiterin in Verbindung setzen. |