Kommentar |
Aktuelle Gesellschafts- und Krisendiagnosen nutzen häufig die Welt des industriellen Wohlfahrtsstaats, der Normalarbeit und des „Malochers” als Kontrastfolie. Manchmal schwingt ein nostalischer Ton mit, aber unabhängig davon gründet unser gegenwärtiges Verständnis von Ungleichheit, ihrer politischen Bewertung und wissenschaftlichen Deutung häufig auf einem Verständnis gesellschaftlichen Wandels unter der Überschrift „Deindustrialisierung”. Zu Beginn lesen wir einige Auszüge aus Gegenwartsdiagnosen und historischen Darstellungen aus verschiedenen Disziplinen, beispielsweise Oliver Nachtweys „Abstiegsgesellschaft” und Lutz Raphaels "Jenseits von Kohle und Stahl". Anschließend wollen wir uns die Entwicklung, die Diskurse , die Erinnerung und das Leben vor Ort genauer anschauen: wie verliefen die Prozesse im Saarland und in Lothringen (evt. auch Luxemburg), wie änderte sich dabei das Leben der Betroffenen und welche Krisen und Chancen traten auf? Dazu werden wir in Kleingruppen zu bestimmten Orten und Ereignissen recherchieren. Schließlich wollen wir uns die Situation an einzelnen Orten auch anschauen und nach Möglichkeit mit Akteuren sprechen. Inwiefern stimmen Gegenwartsdiagnosen, empirische und historische Sozialforschung und zeitgenössische Beobachtung und Erfahrung überein? |
Literatur |
Nachtwey, Oliver (2016). Die Abstiegsgesellschaft: Über das Aufbegehren in der regressiven Moderne Berlin: Suhrkamp.
Raphael, Lutz (2019). Jenseits von Kohle und Stahl: Eine Gesellschaftsgeschichte Westeuropas nach dem Boom, Berlin: Suhrkamp. |