Kommentar |
Ob in Frankfurt am Main, München oder Saarbrücken: in den Fußgängerzonen stehen Ladenlokale leer. Der Einzelhandel, der jahrzehntelang floriert hat, zieht sich zurück aus den Innenstädten – und nicht nur städtebaulich, sondern auch politisch stellt sich die Frage, wie die Zukunft der Zentren aussehen wird. Im Moment wechseln sich belebte und unbelebte Einzelhandelsflächen ab. Der Rede von den Leerständen bezieht sich in erster Linie darauf, dass in diesen Räumen nicht mehr konsumiert wird und neue Gewerbemieter*innen auch nicht in Aussicht stehen. Stattdessen häufen sich Meldungen über Insolvenzen, in vielen Städten geht es um die Frage, wie es mit Galeria Kaufhof als zentralem Ort mit vielen verschiedenen Funktionen weitergeht.
Der französische Anthropologe Marc Augé spricht von Orten und Nicht-Orten der Übermoderne, unserer Gegenwart, in der es von allem zu viel zu scheinen gibt (vgl. 2011). Im Rahmen des Seminars werden wir uns u.a. mit seinen Überlegungen auseinandersetzen. Wir befassen uns mit der historischen Entwicklung von Fußgängerzonen und fragen, wie Leerstände als entstehende Freiräume (Stichwort: degrowth) umgedeutet werden können. Wer nutzt das Zentrum auf welche Weise und welche Bedürfnisse werden geäußert, welche Debatten geführt? Wir machen uns – in der Gegenwart und in der Vergangenheit – auf die Suche nach Konzepten, die Innenstadt vielschichtiger denken und Nicht-Orte auf unterschiedliche Weise wieder zu Orten werden lassen (ebd.). |