Kommentar |
Als "Freikirchen" bezeichnet man Kirchen, die vom Staat unabhängig sind. Dagegen sind Staatskirchen Kirchen, die der Staat als offizielle Religion anerkennt und entsprechend privilegiert. Obwohl die Weimarer Verfassung und das Grundgesetzt festgelegt haben, dass es in Deutschland keine Staatskirche gibt, bestehen vielfältige Verbindungen zwischen den großen Kirchen und dem Staat wie der Einzug der Kirchensteuern, Staatsleistungen (die an die Kirchen gezahlt werden), theologische Fakultäten, konfessioneller Religionsunterricht usw., sodass die evangelischen Landeskirchen und die katholische Kirche in Deutschland in ihrem Verhältnis zum Staat zwischen Freikirche und Staatskirche stehen. Es ist allerdings zu erwarten, dass sie sich immer mehr den Freikirchen annähern. Schon deshalb lohnt es, sich mit der Geschichte und den Kirchenmodellen (Plural!) der Freikirchen zu befassen.
Im Seminar sollen die Anfänge der Freikirchen (Waldenser im Mittelalter, Täufer in der Reformationszeit) und die wichtigsten Freikirchen (Mennoniten, Baptisten, Methodisten, Herrnhuter Brüdergemeine, Heilsarmee, Brüderbewegung, Pfingstbewegung, konfessionelle Freikirchen) thematisiert werden. Ein Schwerpunkt wird auf deri Pfingstbewegung liegen, der inzwischen weltweit ca. 25 % aller Christinnen und Christen angehören und die weiterhin wächst. Wenn Zeit bleibt, soll auch auf die Freikirchen im "Dritten Reich" eingegangen werden sowie auf die Diskussion in der Bekennenden Kirche, ob man sich nicht vollkommen vom Staat lösen und Freikirche werden müsse. Schließen soll das Seminar mit einer Diskussion über Stärken und Schwächen der freikirchlichen Kirchenmodelle, auch im Blick auf die Zukunft der Kirchen in Deutschland. |
Literatur |
Allgemeine Literatur: Gisa Bauer / Paul Metzger: Grundwissen Konfessionskunde, Tübingen 2019. - Johannes Demandt (Hrsg.): Freie evangelische Gemeinden, Göttingen 2012. - Klaus Fitschen: Protestantische Minderheitenkirchen in Europa im 19. und 20. Jahrhundert, Leipzig 2008. - Erich Geldbach: Freikirchen. Erbe, Gestalt und Wirkung (Bensheimer Hefte, 70), 2. Aufl., Göttingen 2005. - Ulrich H. J. Körtner: Ökumenische Kirchenkunde (Lehrwerk Evangelische Theologie, 9), Leipzig 2018.
Mennoniten: Hans-Jürgen Görtz: Das schwierige Erbe der Mennoniten. Aufsätze und Reden, Leipzig 2002. - Ders. (Hrsg.): Die Mennoniten (Die Kirchen der Welt, Reihe A: Selbstdarstellungen der Kirchen, 8).
Methodismus: Walter Klaiber (Hrsg.): Methodistische Kirchen (Die Kirchen der Gegenwart, 2), Göttingen 2011. – Herbert Strahm: Die bischöfliche Methodistenkirche im Dritten Reich (Münchener kirchenhistorisceh Studien, 3), Stuttgart/Berlin/Köln 1989. - Karl Heinz Voigt: Methodisten: Name - Deutung - Wirkung - Gestaltung. Eine kontinentaleuropäische Perspektive (KIrche - Konfession - Religion, 77), Göttingen 2020.
Baptismus: Andrea Strübind / Martin Rothkegel (Hrsg.): Baptismus. Geschichte und Gegenwart, Göttingen 2012.
Lutherische Freikirchen: Werner Klän: Die Gründungsgeschichte der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche 1945–1972. Auf dem Weg zu verbindlicher Gemeinschaft konkordienlutherischer Kirchen in Deutschland, Göttingen 2022. - Werner Klän und Gilberto da Silva (Hrsg.): Lutherisch und selbstständig. Einführung in die Geschichte selbstständiger evangelisch-lutherischer Kirchen in Deutschland, Göttingen 22020. - Volker Stolle: Lutherische Kirche im gesellschaftlichen Wandel des 19. und 20. Jahrhunderts. Aus der Geschichte selbstständiger evangelisch-lutherischer Kirchen in Deutschland, Göttingen 2019.
Pfingstbewegung: Ludwig Eisenlöffel: Freikirchliche Pfingstbewegung in Deutschland. Innenansichten 1945–1985, Göttingen 2006. - EKD (Hrsg.): Pfingstbewegung und Charismatisierung. Zugänge – Impulse – Perspektiven. Eine Orientierungshilfe der Kammer der EKD für Weltweite Ökumene, Leipzig 2021.6. - Jörg Haustein / Giovanni Maltese (Hrsg.): Handbuch pfingstliche und charismatische Theologie, Göttingen 2014.
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