Kommentar |
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts überträgt Hartmann von Aue Chrétiens de Troyes Artusroman Erec et Enide ins Mittelhochdeutsche. Damit hält eine neue literarische Gattung Einzug in den deutschsprachigen Kulturraum. Hartmann übersetzt den Stoff aber keineswegs 1:1 aus dem Französischen. Vielmehr ist die Übertragung derart frei, dass der mittelhochdeutsche Erec als eigenständiges Werk gelten kann.
Im Zentrum des Versromans steht der Protagonist Erec, ein Königssohn, der bereits in jungen Jahren durch das Bestehen ritterlicher Bewährungsproben zu größtem Ruhm und Ansehen gelangt. Das persönliche Glück scheint perfekt, als der vortreffliche Held auch noch das Herz der schönen Enite gewinnt, und die Thronfolge antritt. Doch dann kommt es zu einem folgenschweren Fehler: Unsterblich verliebt, verbringt Erec am liebsten die meiste Zeit des Tages mit seiner Gemahlin im Bett, wodurch er seine königlichen Aufgaben vernachlässigt. Der daraus resultierende Ansehensverlust macht eine außergewöhnliche âventiure-Fahrt erforderlich, auf die sich das Paar gemeinsam begibt, um seine Ehre wiederherzustellen.
Ziel unseres Seminars ist es, die Lektüre- und Übersetzungsfähigkeit mittelhochdeutscher Texte weiter auszubauen. Daher wollen wir den Erec genau lesen, gut übersetzen und uns dabei grundsätzliche Besonderheiten der mittelhochdeutschen Sprache wie auch der literarischen Gattung ‘höfischer Roman’ klar machen.
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