Kommentar |
Alexander der Große (356–323) zählt zu denjenigen historischen Persönlichkeiten, die die Menschheit über Jahrhunderte hinweg faszinierten und deren Vita immer wieder Gegenstand der Weltliteratur wurde. Um 1150/60 verfasst ein Geistlicher namens Lambrecht seinen Alexanderroman. Auf Lambrechts Alexander gehen drei spätere Bearbeitungen zurück: der Vorauer–, der Straßburger– und der Basler Alexander. In unserem Seminar soll der Straßburger Alexander im Fokus des Interesses stehen, für ausgewählte Textpassagen bietet sich jedoch auch ein vergleichender Blick in die beiden anderen Fassungen an.
Das Werk erzählt von Alexanders Kindheit, seinen Eroberungsfeldzügen, außergewöhnlichen Abenteuern im Orient und einer Reise, die den Makedonenkönig bis an den Rand der Welt und zu den Pforten des Paradieses führt. Dabei begegnet er wilden exotischen Tieren, macht die Bekanntschaft von Mensch-Tier-Mischwesen und gelangt zu einem prunkvollen goldenen Palast, in dem sich Kuriositäten wie etwa ein erstaunlicher Hirschautomat finden lassen. Damit dürfte der Text alle Erwartungen, die ein weltliches Publikum des 12. und 13. Jahrhunderts höchstwahrscheinlich hatte, erfüllt haben: Herrschaft, Macht und Minne werden ebenso thematisiert wie Alteritätserfahrungen des Protagonisten.
Ziel unseres Seminars ist es, die Lektüre- und Übersetzungsfähigkeit mittelhochdeutscher Texte weiter auszubauen. Daher wollen wir den Straßburger Alexander genau lesen, gut übersetzen und uns dabei grundsätzliche Besonderheiten der mittelhochdeutschen Sprache wie auch der literarischen Gattung ‘Antikenroman’ klar machen.
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