Kommentar |
Bereits die frühesten 'deutschsprachigen' Texte verwenden Figurenrede: Der Erzähler tritt zurück und lässt die Figuren in direkter Rede zu Wort kommen. Die Besonderheit sprachlicher Handlungen in einem Erzähltext zeigt sich dadurch, dass solche Figurenreden in der Regel von einer inquit-Formel (Redeeinleitung) begleitet sind - von "Hiltibrant gimahalta" (Althochdeutsch) über "der küene recke sprach" (Mittelhochdeutsch) bis "Und ich so" (Neuhochdeutsch). Form und Inhalt der Redeeinleitungen verändern sich im Laufe der Jahrhunderte erheblich; diesen Wandlungsprozess von den ältesten bis zu den jüngsten deutschsprachigen Texten genauer zu beschreiben, ist das zentrale Anliegen des Hauptseminars.
Das Thema bietet die Möglichkeit, gemeinsam genauere Schwerpunkte festzulegen. Denkbar sind etwa Untersuchungen zur Lexik (Wortfeld des Sprechens im Wandel), zur Syntax (Topologie der inquit-Formel), zur Pragmatik (Illokutionen der inquit-Verben), usw. |
Literatur |
Zur vorbereitenden Lektüre empfohlen:
Tu, Ngoc D.T. u.a. (2019): Was für Enthüllungen! heulte die wohlgekleidete respektable Menge. Eine korpus-linguistische Untersuchung zur lexikalischen Vielfalt von Redeeinleitern. In: Rede- und Gedankenwiedergabe in narrativen Strukturen - Ambiguitäten und Varianz. Hg. von Stefan Engelberg u.a. Hamburg (Linguistische Berichte, Sonderhefte 27), 13-53. |