Kommentar |
'Deutschsprachige' Texte sind seit dem 8. Jahrhundert überliefert. Diese frühe Phase ist für die weitere Entwicklung der 'deutschen' Sprache und Literatur von entscheidender Bedeutung: Wenn 'das' Deutsche nicht in dieser Zeit schriftfähig geworden wäre, wäre es mit großer Sicherheit an die Ränder der Gesellschaft gedrängt worden, so dass es heute möglicherweise gar nicht mehr gesprochen und geschrieben würde. Für die Identifikation 'deutschsprachiger' Texte ist, sprachhistorisch betrachtet, die Durchführung der Zweiten Lautverschiebung ausschlaggebend, aber es entwickelt sich in dieser Zeit noch keine einheitliche Sprache. 'Deutschsprachig' ist in der Karolingerzeit somit ein Sammelbegriff für sehr unterschiedliche regionale Sprachvarianten.
Die Vorlesung widmet sich den frühesten 'deutschsprachigen' Werken, die aufs Pergament gebracht wurden. Es handelt sich dabei nicht nur um literarische Texte im engeren Sinn, sondern auch um Gebrauchsliteratur aus den verschiedensten Bereichen der mittelalterlichen Alltagswelt, von Rechtstexten über medizinische Rezepte bis zu Segens- und Zaubersprüchen. Einerseits wird auf den Aufbau und Inhalt sowie auf die Sprache der Texte eingegangen, andererseits wird gezeigt, welche methodischen Forschungsansätze für ihr Verständnis hilfreich sind. Eine kulturgeschichtliche Kontextualisierung wird nicht nur dadurch stattfinden, dass die Handschriften, in denen die Werke überliefert sind, thematisiert werden, sondern auch dadurch, dass archäologische Artefakte mit einbezogen werden. |