| Kommentar |
Zur germanischen Sprachfamilie zählen neben dem Deutschen auch die folgenden Sprachen: Afrikaans, Dänisch, Englisch, Färöisch, Friesisch, Isländisch, Jiddisch, Luxemburgisch, Niederländisch, Norwegisch und Schwedisch. Im Seminar beschäftigen wir uns mit der Syntax der Nominalphrase innerhalb dieser Sprachfamilie, indem wir – ausgehend vom Deutschen – Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten.
Beispielsweise ist allen modernen germanischen Sprachen gemein, dass Nomen in der Regel von einem Artikelwort begleitet werden müssen (dt. das Haus, engl. the house). Die Position der Artikelwörter ist jedoch nicht immer vor dem Nomen, sondern kann – wie in den skandinavischen Sprachen – auch als Suffix hinter dem Nomen realisiert werden (schwed. hus-et, isländ. hus-ið). Beide Stellungsvarianten haben sich historisch aus Demonstrativpronomen entwickelt, die im Westgermanischen eher vor, im Nordgermanischen eher hinter das Nomen gestellt wurden. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel: Keine germanische Sprache hat einen Indefinitartikel im Plural (dt. dort stehen ø Häuser, niederl. daar zijn ø huizen). Dem Isländischen fehlt sogar der indefinite Artikel im Singular (dt. dort steht ein Haus, isländ. þar er ø hus). Auch Eigennamen und Massennomen stehen für gewöhnlich ohne Artikelwort (dt. das ist ø Maria, ich mag ø Kaffee, afrik. dit is ø Maria, ek hou van ø koffie). Ausnahmen stellen hier wiederum das Luxemburgische sowie die deutschen Dialekte dar, die auch bei Eigennamen (lux. dat ass d'Maria, rheinfrk. das is es/die Maria) oder Massennomen (bair. da liegt a Geld) einen Artikel verlangen.
Neben der Artikelsyntax schauen wir uns noch die Position der attributiven Adjektive (dt. Forelle blau), die Syntax der Demonstrativpronomen (engl. that there house, rheinfrk. das da Haus) sowie der Possessivkonstruktionen (dt. Peters Haus, dem Peter sein Haus) an.
Eine Herausforderung für die Syntaxforschung ist es, einen einheitlichen Erklärungsansatz für diese Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu finden. Um diese Ansätze zu verstehen, werden wir parallel die Grundlagen der generativen Syntaxanalyse ausführlich wiederholen und vertiefen.
Leistungsanforderungen: 1. Analyseaufgabe (statt Referat), 2. Klausur oder Hausarbeit |
