Kommentar |
Der vierte Präsident der Fünften Republik konnte der seinem Amtsantritt auf eine lange, höchst wechselvolle politische Laufbahn zurückblicken, die ihn erst an die Seite Marschall Pétains, dann General de Gaulles, schließlich in die Reihen sozialistisch geprägter Résistance-Gruppen, nach Kriegsende als Abgeordneten von 1946 bis 1958 in die Nationalversammlung und als Staatssekretär, Innen- und Justizminister in die verschiedenen Regierungen der Vierten Republik geführt hatte. In seine beiden Amtsperioden fielen außenpolitisch folgenschwere Ereignisse wie der Zusammenbruch Jugoslawiens, der Zerfall der Sowjetunion, die Destabilisierung Nordafrikas, der Krieg gegen den Irak und die deutsche Wiedervereinigung, indessen die Innere Lage Frankreichs geprägt war von Wirtschaftskrisen und sozialen Konflikten.
Mitterand war es dabei gelungen, die Lage im Inneren zu kontrollieren und Frankreichs Großmachtansprüche inmitten der atomaren Abrüstungskonferenzen aufrechtzuerhalten sowie die aufbegehrenden französischen Übersee-Départements zu pazifizieren. - All dies auf oftmals verschlungenen Wegen, eine Vorgehensweise, die ihm den Vergleich mit italienischen Renaissancefürsten einbrachte, seine ehrgeizigen, das Bild der Hauptstaat verändernden Baupläne seine Gegner dazu einlud, ihm das Gehabe eines absolutistischen Herrschers zu unterstellen, während eine gewisse Unnahbarkeit und Undurchdringlichkeit selbst seinen Anhängern das Bild einer Sphinx aufdrängten.
Die kommentierten Tagebuchaufzeichnungen eines Freundes und engen Mitarbeiters, die der Übung zugrundegelegt werden, erlauben einen Blick auf den Menschen und Staatsmann. |