Kommentar |
Nur wenige wissen, dass - neben Max Ophüls - noch ein weiterer der bedeutendsten deutschen Filmregisseure des 20. Jahrhunderts aus Saarbrücken stammt: Wolfgang Staudte wird 1906 in der saarländischen Landeshauptstadt geboren.
Nach ersten Regiearbeiten als Werbefilmer und Statistenrollen in Propagandafilmen während der Zeit des Nationalsozialismus dreht er, noch in den Trümmern, den allerersten deutschen Nachkriegsfilm "Die Mörder sind unter uns" (1946). Mit Courage und Eigensinn entstehen gegen erhebliche Widerstände in beiden Systemen des damals geteilten Nachkriegsdeutschlands politisch motivierte Filme. Staudte verabscheut Krieg und Feindbilder. Er fordert jeden Einzelnen dazu auf, durch aktiven, demokratisch engagierten Bürgersinn den Frieden zu schützen. Es folgen zahlreiche politisch relevante Kinofilme wie "Der Untertan" (1951), "Rosen für den Staatsanwalt" (1959) oder "Kirmes" (1960) und "Herrenpartie" (1963), die oft mit satirischem Blick die Missstände der deutschen Nachkriegsgesellschaft aufzeigen. Diese vier Werke stehen im Zentrum des Blockseminars und werden - nach einer gemeinsamen Sichtung im Seminar - unter aktivem Einbezug der Kursteilnehmer ausführlich besprochen.
Schwerpunkte der Filmanalyse bilden die markante Filmsprache und die wechselhafte Rezeption des Regisseurs: Staudte wünschte sich immer eine Auseinandersetzung mit den Themen, die er in seinen Filmen behandelt. Die Auseinandersetzung fand aber meist nicht statt. Wolfgang Staudtes Forderung zur gesellschaftspolitischen Verantwortungsübernahme an den Künstler scheint jedoch nach wie vor aktuell.
Als "meist beschäftigter" Regisseur beim Fernsehen liefert er später noch Produktionen wie "Der Seewolf" (1971) und "MS Franziska" (1977) oder diverse Tatorte. Der Saarbrücker Regisseur Wolfgang Staudte stirbt 1984 bei Dreharbeiten in Zigarski in der Sozialistischen Republik Slowenien, einem Teilstaat der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Anlässlich des bevorstehenden 30. Todestages gilt es, sich erneut dem zu Unrecht in Teilen vergessenen Werk eines der bedeutendsten deutschen Filmregisseure des 20. Jahrhunderts zu widmen. |
Bemerkung |
Zur Person Uschi Schmidt-Lenhard, M.A.:
Germanistin, Vorsitzende der Wolfgang Staudte Gesellschaft, Publikationen/wissenschaftliche Vorträge über Wolfgang Staudte und andere Filme und andere RegisseurInnen, Autorin von Radiofeatures; gemeinsam mit Rüdiger Mörsdorf Film über Wolfgang Staudte, 1995; gemeinsam mit Andreas Lenhard Hommage für Wolfgang Staudte "Courage und Eigensinn", 2006. Seit 2012 Beginn der Zusammenarbeit mit Nils Daniel Peiler.
Zur Person Nils Daniel Peiler, B. A.:
Geboren 1988 in Saarbrücken. Bachelorstudium der Germanistik, Klassischen Archäologie, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Philosophie an der Universität des Saarlandes Saarbrücken, Internationales Masterstudium der Film- und Medienwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Sorbonne Nouvelle Paris und der Universiteit van Amsterdam. Studienstipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung. Studentische Hilfskraft u. a. beim Aufbau einer kunstgeschichtlichen Bilddatenbank. Mitarbeit am DFG-Projekt "Elective Affinities. Studien zu filmischen Adaptionen von Romanen und Erzählungen mit Kunstbezug". Mitorganisation der interdisziplinären öffentlichen Ringvorlesung zur Industriekultur Genialer Schrott. Seit Sommersemester 2010 Lehrbeauftragter der Universität des Saarlandes zu den Themen Industriekultur und Filmgeschichte. Auszeichnungen in zahlreichen künstlerischen Wettbewerben. Fotografische Soloausstellung Saarbrücken in Schwarzweiß heute an der Universität des Saarlandes. Scheffelpreisträger. Freier journalistischer Mitarbeiter für vielfältige Hörfunk-, Print- und Online-Medien. Journalistische Veröffentlichungen unter anderem bei Saarländischem Rundfunk, Saarbrücker Zeitung und der Deutschen Welle. Publikationen zu so verschiedenen Themen wie der Technikgeschichte im Alltag (Der digitale Daumen, 2005), dem Phänomen des Chormusizierens (Singen, ein Humanum, 2007), neuen Formen der Webfilmkunst (Großes Kino aus kleinen Steinen, 2009) oder dem wechselseitigen Verhältnis von Kunst und Politik (Aufbruch/Abbruch, 2011). Gemeinsam mit Prof. Dr. Henry Keazor und Dominik Schmitt, M.A. ist Nils Daniel Peiler, B.A. für die Ringvorlesung Genialer Schrott für den Landespreis Hochschullehre 2011 nominiert worden.
Kontakt: nilsdanielpeiler@mx.uni-saarland.de |