Umgangsformen als Gewohnheiten (Manieren) oder Regel (Etikette) des menschlichen Zusammenlebens waren stetigen Veränderungen unterworfen. Ihre Geschichte hing nicht nur mit soziokulturellem Kontext (arm vs. reich), gruppenspezifischem Abgrenzungsverhalten (adelig vs. bürgerlich) und geschlechtsabhängigen Erwartungshaltungen (Mann vs. Frau) zusammen (Bourdieu 1979). Tischsitten, Kleidungsregeln und Redeformeln entstanden in einem zivilisatorischen Verfeinerungsprozess (Elias 1939), zu dem auch das Infragestellen gehörte.
Wie das gute und anständige Handeln (zit. n. Adolph Freiherr Knigge, 1788) aussah, wie Umgangsformen entstanden und wie Veränderungen herbeigeführt wurden, soll in der Übung anhand theoretischer Schriften, literarischer Quellen, sowie Egodokumenten von der Antike bis in die Neueste Geschichte mit einem Schwerpunkt zwischen 1750 und 1950 behandelt werden.
Anhand eines erbaulichen Bereichs der Kulturgeschichte üben die Studierenden grundlegende Arbeitstechniken ein und lernen wie der historische Kontext auf das menschliche Verhalten wirkt. Daher ist die Übung interaktiv und zum Teil experimentell gestaltet, um auch praktische Inhalte einbringen zu können. |