Kommentar |
Martin Luther und die Reformation wurden für die Moderne in hohem Maße in Anspruch genommen und verantwortlich gemacht. Teilweise kann man das Mythenbildung nennen. Dazu gehören Freiheit (Liberalismus, Menschen- und Bürgerrechte), Arbeit (als Berufung, in erweiterter Form Kapitalismus) und Staat (als gottgewollte Obrigkeit mit dem Korrelat Untertanengehorsam). Die Meisterzählungen für die Ausbildung dieser Mythen gehen auf hoch renommierte Juristen (Georg Jellinek), Soziologen (Max Weber), Theologen (Ernst Troeltsch) und Historiker (Leopold Ranke) im Zeitalter des Nationalismus zurück, wirken aber bis heute durch ständige Umformungen weiter. Im Seminar werden die Herausbildung der drei Mythenbereiche untersucht, ihre Verwurzelung in Luthers Theologie überprüft und ihnen kritische Gegenkonzepte gegenübergestellt. |