Kommentar |
Als Ludwig XIV. 1715 kurz nach der Beilegung des desaströsen Krieges um die spanische Erbfolge starb, war Frankreichs in den Jahrzehnten seines Königtums erworbener Status einer europäischen Groß- und Vormacht zwar erhalten geblieben, doch nur um den Preis tief zerrütteter Staatsfinanzen, deren Konsolidierung niemals wirklich gelang. Daran war die Fortführung einer ausgreifenden Außen- und Kolonialpolitik über das ganze 18. Jahrhundert hin (z.B. Siebenjähriger Krieg, Unterstützung der amerikanischen Unabhängigkeitsbetrebungen) ebenso schuld wie das Scheitern aller Versuche, die Staatseinnahmen durch die Heranziehung der steuerbefreiten Schichten (Adel, Geistlichkeit) zur Steuerleistung heranzuziehen. Entsprechende Vorstöße der „absoluten“ Monarchie brachen sich immer wieder am unüberwindlichen Widerstand der Privilegierten. Zugleich förderten der Diskurs der Aufklärung und die damit einhergehende Entwicklung einer politischen Öffentlichkeit den Wunsch der steuerzahlenden Schichten, insbesondere des städtischen Bürgertums, nach politischer Teilhabe. Radikale Unterströmungen, die in populären Medien die hergebrachte Staats- und Gesellschaftsordnung in Frage stellten, trugen in einem langsamen Prozess ebenfalls zur Zersetzung der Vorstellung von einer sakrosankten Monarchie bei und halfen im Verein mit einem jahrzehntelangen „Reformstau“ der Revolution den Weg zu bereiten.
Im Verlauf der Veranstaltung sollen durch Referate und Quellenlektüre die vielfältigen Krisenerscheinungen der französischen Monarchie im 18. Jahrhundert identifiziert, die staatlichen Reformprojekte vorgestellt und die wichtigsten Reformhindernisse analysiert werden. |