Mittlerweile leben in Saarbrücken (von 178.290 Einwohnern) ungefähr 41.025 Bürger mit Emigrationshintergrund und davon 23.230 mit ausländischem Pass. Laut der Statistik sind die meisten Bürger mit ausländischem Pass Italiener (17%), gefolgt von Türken (10,9%), Franzosen (10,35%) und Ukrainern (4,75). Diese und andere Ansiedler aus mehr als 150 Nationen haben sich in verschiedenster Weise in der Stadt Saarbrücken eingelebt.
Ist die Kultur dieser ethnischen Minderheiten und EmigrantInnen in der Stadt sichtbar? Und was ist nicht sichtbar, sondern verbirgt sich hinten den Türen? Wie engagieren sich Emigranten und Menschen mit Emigrationshintergrund in unserer Gesellschaft? Und wie nehmen sie teil an der Produktion von Kultur? Findet ein bestimmter Kulturtransfer statt? Oder Hybridisierungen? Oder Transnationalisierungsprozesse? Und welche Auswirkung haben diese Emigrationsbewegungen für Deutschland? Lernen sich die Deutschen über die Augen der „Fremden“ anders kennen?
In der Übung werden wir uns mit der kulturellen Präsenz anderer Kulturen in der Stadt Saarbrücken beschäftigen. Die Studierenden werden sich zuerst auf eine visuelle Recherche über die Sichtbarkeit von anderen Kulturen in der Stadt begeben. Es soll in den verschiedenen Stadtteilen Saarbrückens nach Orten gesucht werden, in denen andere Kulturen sichtbar sind: Läden, Restaurants, öffentliche Einrichtungen ... Nach der visuellen Recherche mittels der Photographie sollen die Studierenden Interviews mit den Ladenbesitzer realisieren. Am Ende soll exemplarisch gezeigt werden, wie das gesammelte visuelle Material mit den transkribierten Interviews interpretiert werden kann
Die Lehrveranstaltung wird im Optionalbereich und im HoK angeboten: als Übung (historische Anthropologie) und als ITM (verbunden mit dem ITM von PD Salvatore Pisani). Die Lehrveranstaltung steht auch in Kooperation mit dem Seminar über Stadtanthropologie von Prof. Barbara Krug-Richter, in dem seit dem SS 2014 über die Stadt Saarbrücken geforscht wird. Mit diesen Kooperationen sollen Synergien in der forschenden Lehre gebündelt werden. Das Thema des Seminars wird im SS 2015 mit einer neuen Lehrveranstaltung fortgeführt.
Einführungsliteratur: Wladimir Kaminer, Liebesgrüße aus Deutschland, Manhattan 2011. Claude Lévi-Strauss, Rasse und Geschichte, Suhrkamp 1972. |