Kommentar |
Deutschland stellt seit über zwei Jahrhunderten einen der wichtigsten Partner Griechenlands in mehrfacher Hinsicht dar: Im Anschluss an die Bewegung der Philhellenen kam 1832 Otto I. mit seinem bayerischen Hof, seinen Beamten, Akademikern und Handwerkern ins Land und ließ die administrativen Grundlagen des neu gegründeten Staates schaffen, die griechische Gesetzgebung an deutschen Vorbildern orientieren, Bauwerke errichten, Waren und Wissen importieren. Nach der Konfrontation der zwei Länder in den zwei Weltkriegen kam es zu einer erneuten Phase der Koexistenz als einerseits Besiegte des griechischen Bürgerkriegs Zuflucht in der DDR suchten, und andererseits griechische Gastarbeiter ihre Existenz in der Bundesrepublik Deutschland aufbauten. Anfang der 1970er Jahre lebten dort ca. 400.000 Bürger griechischer Staatsangehörigkeit, während Griechenland von vielen deutschen Touristen als Reiseparadies erlebt wurde. Heute allerdings scheinen die deutsch-griechischen Beziehungen einen Tiefpunkt erreicht zu haben. Die beiderseits lange gepflegten Stereotypen finden nun ihre Kehrseite bzw. ihren Höhepunkt in feindseliger Berichterstattung, schockierenden Reaktionen und einer negativen Meinungsbildung in der griechischen und deutschen Öffentlichkeit.
Die Vorlesung wird über eine historische Achse die Begegnungsorte beider Länder in Politik, Kunst und Wirtschaft untersuchen sowie die kulturelle Entfremdung und die Konstruktion der Feindseligkeiten aufspüren. |