„Bewegte Heimat“ in der Migration
Die Psychoanalytiker Leo und Rebeca Grinberg beschreiben in ihrem Buch über „Psychoanalyse der Migration und des Exils“, dass viele MigrantInnen in der ersten Phase des Ankommens an einem neuen Ort sich nur mit einem beweglichen Hausrat einrichten. Eine Einrichtung, die das schnelle Weiterwandern ermöglicht.
In dem Seminar werden wir uns mit dem Phänomen einer „bewegten Heimat“ in drei verschiedenen Varianten beschäftigen: Inwieweit gibt es in der Migration nomadische Elemente und Einrichtungen (Topographien des Provisorischen)? Und inwieweit besteht die Möglichkeit, bestimmte Dinge und Räume aus der verlassenen Heimat mitzunehmen oder sich schicken zu lassen (Topographien der verlassenen Heimat)? Oder lässt sich Heimat als ein Ort begreifen, der immer in Bewegung ist und an dem alle Menschen versuchen, anzukommen: ein Nicht-Ort, der, wie Ernst Bloch schreibt, in der Kindheit verortet zu sein scheint, aber an dem eigentlich niemand war (Topographien des Möglichen). Ziel des Seminars ist es, sich mit diesen drei Heimat-Topographien zu beschäftigen: Topographien des Provisorischen, Topographien der verlassenen Heimat und Topographien des Möglichen.
Das Seminar kann sowohl im Teilmodul „kulturwissenschaftliche Methodik“ als auch im Modul „Kulturtheorie“ belegt werden. Wird die Veranstaltung im Teilmodul "Kulturtheorie" eingebracht, ist die Prüfungsleistung ein Literaturbericht oder eine Rezension.
Im ersten Teil des Seminars werden wir uns mit Theorien einer „bewegten Heimat“ beschäftigen. Im zweiten Teil geht es darum, empirisch verschiede „bewegte Heimaten“ in der Stadt Saarbrücken zu erforschen. Obwohl die Studierenden je nach Modul einen Part übernehmen sollen, ist es das Ziel des Seminars, dass alle Studierenden lernen, diese beiden Bereiche, Theorie und Empirie, zu verbinden.
Mehr Informationen in: https://kulturwissenschaften.wordpress.com/2016-2017-ws-bewegte-heimat/ |