Grundlagen der Europäischen Integration
In den sechzig Jahren nach dem 2. Weltkrieg hat das „Zivilisationsprojekt“ europäische Integration trotz aller Krisen und Problemstellungen meist große Hoffnungen geweckt: Das europäische Einigungswerk gehörte nach Jahrhunderten, die durch Kriege, Konflikte, Unterdrückung und Verfolgung gekennzeichnet waren, zu den unbestrittenen Erfolgsgeschichten der jüngeren historischen Entwicklung. Zeitweise sah es so aus, als habe das europäische Projekt auch für andere (Welt-) Regionen Modellcharakter erlangt. Aktuell scheint sich allerdings der Wind zu drehen: die sich beschleunigenden und (gegenseitig?) verstärkenden Krisen in und um Europa (auch um Europa „herum“) lassen zunehmend Zweifel daran aufkommen, ob das Einigungswerk in seiner heutigen Form den derzeitigen Herausforderungen in der Welt gewachsen sein wird. Vor diesem Hintergrund soll das vorliegenden Hauptseminar zentrale Grundfragen erörtern: Was ist die eigentliche Substanz der Einigungswerkes und ist diese immer noch relevant? Gibt es unter Umständen grundlegende Konstruktionsfehler im System – und wenn ja: kann man sie beheben? Wie könnte man sie beheben? Gar durch einen Rückbau der Integration, durch partielle, einzelproblemorientierte Reformen oder muss eine Reform „an Haupt und Gliedern“ erfolgen, ein sogenannter Neustart?
Zum Erwerb von Leistungsnachweisen in Modulen, in denen entsprechend der jeweiligen Prüfungsordnung/dem jeweiligen Modulhandbuch nur eine Hausarbeit als Prüfung(-sleistung) vorgesehen ist, sind im vorliegenden Seminar Zusatzleistungen erforderlich (gemäß den entsprechenden Regelungen in den einschlägigen Studienordnungen, z.B. in Form von Referaten).Themen für Referate oder andere Zusatzleistungen sowie für Hausarbeiten können auch schon in den Sprechstunden vor Beginn der Vorlesungszeit übernommen werden. (Sprechstunden in der vorlesungsfreien Zeit: Mittwoch, den 22. Februar, den 22. März, den 29. März, den 05. April und den 12. April 2017, jeweils 13-15 Uhr, Raum 2.24, Geb. C5 2, 1. OG)
Themen- und Ablaufplan des Seminars:
21.04.2017:
Einführung in das Hauptseminar, technische und organisatorische Vorbereitungen,
Themenvergabe, Ihre Wünsche
28.04.2017:
Einführung in die Gesamtthematik (Seminarleiter), weitere Themenvergaben
Erster Teil: Grundsätzliche Frage- und Problemstellungen im Zusammenhang mit der europäischen Integration
05.05.2017:
Ideen von Europa und ihre Relevanz für die heutige Integration
12.05.2017:
Europäische Integration: Historische Schlüsselereignisse und ihre Folgewirkungen
19.05.2017:
Schlüsselfragen der europäischen Integration
26.05.2017:
Zwei sich widersprechende Konzepte aus Frankreich? „Supranationalität“
und „intergouvernementale Methode“
Zweiter Teil: Zentrale Problemstellungen im institutionellen Kontext der
Integration
02.06.2017:
Hat die Europäische Union ein Demokratiedefizit?
09.06.2017:
Terraingewinn für das intergouvernementale Prinzip? Krisen der Europäischen Union und ihre Folgen für das Zusammenspiel der Institutionen
Zwischenschritt: Hausarbeiten und wissenschaftliches Arbeiten
16.06.2017:
Prüfungsfragen Informationen zur Anfertigung der Hausarbeiten, „wissenschaftliches Arbeiten“ und Zeitplanung (Seminarleiter)
23.06.2017:
Krisen und Krisenfolgen – wächst die Europäische Union an ihren Krisen?
Dritter Teil: Reformoptionen
30.06.2017:
Grundsätzliche Reformoptionen – ein Überblick
07.07.2017:
„Rückbau“ der europäischen Integration oder gar „Ausstieg(e)“?
14.07.2017:
„Konstruktionsfehler“ und partielle Reformansätze
21.07.2017:
„Neustart“ der europäischen Integration?
28.07.2017:
Abschlusssitzung: Fazit und Ausblick
Literatur- und Informationshinweise (eine erste Auswahl):
Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament (eine umfangreiche Reihe von „Themenheften“ aktuell und in den vergangenen Jahren zur europäischen Integration im Allgemeinen sowie zu zahlreichen diesbezüglichen Einzelthemen, jeweils online als pdf-Dateien abrufbar (auch im Hinblick auf frühere Jahrgänge) unter: http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/ )
Baasner, Frank/Klett Michael (Hg.), Europa, Die Zukunft einer Idee, Darmstadt (WBG) 2007
Beichelt, Timm et al. (Hg.), Europa-Studien, Eine Einführung, 2. Auflage, Wiesbaden (Springer VS) 2013
Brasche, Ulrich, Europäische Integration, Wirtschaft, Erweiterung und regionale Effekte, 3., erweiterte und aktualisierte Auflage, München (Oldenbourg) 2013
Clemens, Gabriele/Reinfeldt, Alexander/Wille, Gerhard, Geschichte der europäischen Integration, Paderborn (Schöningh UTB) 2008
EU-Vertragswerke und sonstige Rechtsgrundlagen:http://eur-lex.europa.eu/de/index.htm
Grimm, Dieter, Europa ja – aber welches? Zu Verfassung der europäischen Demokratie, München (C.H. Beck) 2016
Kadelbach, Stefan (Hg.), Die Europäische Union am Scheideweg – mehr oder weniger Europa? Baden-Baden (Nomos) 2015
Kadelbach, Stefan (Hg.), Europa: Krise, Umbruch und neue Ordnung, Baden-Baden (Nomos) 2014
Kielmansegg, Peter Graf, Wohin des Wegs, Europa? Beiträge zu einer überfälligen Debatte, Baden-Baden (Nomos) 2015
Leiße, Olaf (Hg.), Die Europäische Union nach dem Vertrag von Lissabon, Wiesbaden (VS Verlag für Sozialwissenschaften) 2010
Loth, Wilfried, Europas Einigung, Eine unvollendete Geschichte, Frankfurt/New York (Campus) 2014
Schmidt, Siegmar/Schünemann, Wolf J., Europäische Union, Eine Einführung, 2. Auflage, Baden-Baden (Nomos) 2013 |