Einführung in die Europäische Integration
Die europäische Integration gehörte nach Jahrhunderten, die durch Krieg, Konflikte, Unterdrückung und Verfolgung gekennzeichnet waren, zu den unbestrittenen Erfolgsgeschichten der jüngeren historischen Entwicklung. Teilweise hatte sie in der Zwischenzeit auch für anderen (Welt-) Regionen Modellcharakter erlangt. Gleichzeitig war der konkrete Fortschritt des „europäischen Einigungswerkes“ – wie auch in den zurückliegenden Jahren – von Beginn an durch zahlreiche Krisen, Rückschläge, Missverständnisse und Widersprüche gekennzeichnet. Seit wenigen Jahren wird das Integrationsprojekt erstmals aber auch grundsätzlich in Frage gestellt. Eine Reihe von tiefgreifenden und sich in der Abfolge beschleunigenden Krisen (Krise im Euro-Raum, Migrationskrise, „Brexit“ …) stellt die Glaubwürdigkeit und die Legitimität des „Zivilisationsprojektes“ vor existenzielle Herausforderungen. Erstmals seit dem 2. Weltkrieg wird sogar der Fortbestand des Einigungswerkes als solches in Frage gestellt. Vor dem Hintergrund dieser aktuellen Entwicklungen soll die Lehrveranstaltung das notwendige Grundwissen über die Geschichte, die Funktionsweise und „die Politik“ der heutigen EU sowie ihrer Institutionen vermitteln. Dabei soll insbesondere das Spannungsverhältnis zwischen politischen, ökonomischen und rechtlichen Grundlagen bzw. Rahmenbedingungen der Integration im Vordergrund der Analyse stehen.
Zum Erwerb von 5 ECTS-CP (Hausarbeiten) sind Zusatzleistungen obligatorisch (über die in den jeweiligen Modulhandbüchern vorgesehenen Leistungsanforderungen hinaus und gemäß den entsprechenden Regelungen in den einschlägigen Studienordnungen, z.B. in Form von Referaten).Themen für Referate oder andere Zusatzleistungen sowie für Hausarbeiten können auch schon in den Sprechstunden vor Beginn der Vorlesungszeit übernommen werden (Sprechstunden in der vorlesungsfreien Zeit: Mittwoch, den 22. Februar, den 22. März, den 29. März, den 05. April und den 12. April 2017, jeweils 13-15 Uhr, Raum 2.24, Geb. C5 2, 1. OG)
Themen- und Ablaufplan des Seminars:
19.04.2017:
Vorstellung der Lehrveranstaltung, Themenvergabe
26.04.2017:
Einführung in die Thematik (Seminarleiter), weitere Themenvergaben
Erster Teil: Geschichte und Entwicklung der europäischen Integration
03.05.2017:
Zentrale historische Entwicklungsschritte auf dem Weg zur europäischen Integration
10.05.2017:
Die grundlegenden Vertragswerke und ihr konkreter Beitrag zur Entwicklung und Vertiefung der Integration
17.05.2017:
Die wesentlichen Politikbereiche der Integration und ihre Entwicklung
24.05.2017:
Die heutige Europäische Union im Spannungsverhältnis unterschiedlicher „Integrationsprinzipien“: „supranationaler“ und „intergouvernementaler“ Ansatz
Zweiter Teil: Die EU, ihre Institutionen und Funktionsweisen
31.05.2017:
Zentrale Institutionen des „supranationalen“ Europas: Die Europäische Kommission, der Europäische Gerichtshof und die Europäische Zentralbank
07.06.2017:
Zwischenschritt: Formalia, Prüfungsfragen und – mit Blick auf Hausarbeiten – Fragen zum wissenschaftlichen Arbeiten
14.06.2017:
Gralshüter des „intergouvernementalen“ Europas?: „Europäischer Rat“ und „Rat der Europäischen Union“
21.06.2017:
Das Europäische Parlament: Rolle und Besonderheiten im Vergleich zu nationalen Parlamenten
28.06.2017:
Das Zusammenspiel der europäischen Institutionen bei der Gesetzgebung und Rechtsetzung
Dritter Teil: Europäische Politik
05.07.2017:
Politikfelder und Krisen des supranationalen Europas: Binnenmarkt, Personenfreizügigkeit und Währungsunion
12.07.2017:
Politikfelder des intergouvernementalen Europas und aktuelle Entwicklungstendenzen: Das Beispiel der „gemeinsamen Außenpolitik“ sowie der Politik zur Lösung der „Krise im Euroraum“
19.07.2017:
Die Zukunft der europäischen Integration: Machtverschiebungen, Reformdebatte und Reformperspektiven nach den Wahlen in Frankreich und in Deutschland
26.07.2017:
Abschlusssitzung: Fazit und Ausblick
Literatur- und Informationshinweise (Auswahl):
Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament (eine umfangreiche Reihe von „Themenheften“ aktuell und in den vergangenen Jahren zur europäischen Integration im Allgemeinen sowie zu zahlreichen diesbezüglichen Einzelthemen, jeweils online als pdf-Dateien abrufbar (auch im Hinblick auf frühere Jahrgänge) unter: http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/ )
Beichelt, Timm et al. (Hg.), Europa-Studien, Eine Einführung, 2. Auflage, Wiesbaden (Springer VS) 2013
Brasche, Ulrich, Europäische Integration, Wirtschaft, Erweiterung und regionale Effekte, 3., erweiterte und aktualisierte Auflage, München (Oldenbourg) 2013
Clemens, Gabriele/Reinfeldt, Alexander/Wille, Gerhard, Geschichte der europäischen Integration, Paderborn (Schöningh UTB) 2008
EU-Vertragswerke und sonstige Rechtsgrundlagen:http://eur-lex.europa.eu/de/index.htm
Kadelbach, Stefan (Hg.), Die Europäische Union am Scheideweg – mehr oder weniger Europa? Baden-Baden (Nomos) 2015
Kadelbach, Stefan (Hg.), Europa: Krise, Umbruch und neue Ordnung, Baden-Baden (Nomos) 2014
Kielmansegg, Peter Graf, Wohin des Wegs, Europa? Beiträge zu einer überfälligen Debatte, Baden-Baden (Nomos) 2015
Leiße, Olaf (Hg.), Die Europäische Union nach dem Vertrag von Lissabon, Wiesbaden (VS Verlag für Sozialwissenschaften) 2010
Loth, Wilfried, Europas Einigung, Eine unvollendete Geschichte, Frankfurt/New York (Campus) 2014
Schmidt, Siegmar/Schünemann, Wolf J., Europäische Union, Eine Einführung, 2. Auflage, Baden-Baden (Nomos) 2013
Wagener, Hans-Jürgen/ Eger, Thomas, Europäische Integration, Wirtschaft und Recht, Geschichte und Politik, 3., vollst. überarbeitete Auflage, München (Vahlen) 2014
Wessels, Wolfgang, Das politische System der Europäischen Union, Wiesbaden (VS Verlag für Sozialwissenschaften) 2008 (Achtung: Lehrbuch ist in wichtigen Bereichen leider nicht mehr aktuell, da dieses vor Inkrafttreten des „Lissabon-Vertrages“ erschienen ist!)
Wonka Arndt, Die Europäische Kommission, Supranationale Bürokratie oder Agent der Mitgliedstaaten?, Baden-Baden (Nomos) 2008 |