Kurzkommentar |
Präsidentschaftswahlen in Frankreich 1962-2017 - Wahlkämpfe, Wahlergebnisse, Wahlanalysen
Seminar und Exkursion zur Frankreichbibliothek nach Ludwigsburg in Kooperation mit Prof. Dietmar Hüser, Geschichtswissenschaft
Die Exkursion findet vom 19. - 22. Juni statt.
Einführungen am Di, 18.4., 9.5., 13.6., 18-20 Uhr (Geb. 3.1, R. 3.19)
Hinweis: Dieses Seminar kann auch von Studierenden besucht werden, die das Basismodul LK noch nicht erfolgreich abgelegt haben.
Der Eigenbeitrag pro Person wird bei ca. 120 Euro liegen. |
Kommentar |
Das Seminar hat zum Ziel, Studierenden den Reiz des eigenständigen Forschens näher zu bringen. Für ein Frankreichthema eignet sich kaum ein Ort besser dafür als die Frankreich-Bibliothek am Deutsch-Französischen Institut (DFI) in Ludwigsburg, die wohl führende deutsche Informations- und Dokumentationseinrichtung zum aktuellen Frankreich und zum deutsch-französischen Verhältnis. Dankenswerterweise stellt das DFI seine vorzügliche Infrastruktur zur Verfügung und bietet der UdS-"Forschergruppe" neben einer Einführung in die Recherchemöglichkeiten und Dienstleistungen einen eigenen Seminarraum zur Diskussion und Präsentation der Ergebnisse sowie ein kleines Rahmenprogramm. Inhaltlich geht es um die Präsidentschaftswahlen 2017 in zeitgeschichtlicher Perspektive.
"Présidentielles" sind seit der Einführung der Direktwahl im Jahre 1962 die absoluten Höhepunkte des politischen Lebens in Frankreichs V. Republik. Sieben Jahre lang - bzw. seit der Mandatsreform 2002: fünf Jahre lang - beschäftigen sie Parteien, Journalisten, Meinungsforscher und eine politisch interessierte Öffentlichkeit. Präsidentschaftswahlen strukturieren wesentlich politische Diskurse und politisches Handeln in Regierung und Opposition, sind Vehikel persönlicher Karriereplanung wie parteipolitischer Machtambitionen.
Eine zunehmende Rolle bei der Präsentation, Deutung und Vermarktung von Kandidaten und Kandidatinnen, deren politischem Programm wie auch ihrer Persönlichkeit spielen in diesem Zusammenhang die Medien. Die Bedeutung des französischen Präsidenten zeigt sich außerdem nicht zuletzt an den symbolischen Ritualen und Projekten die seine Amtsübernahme begleiten und prägen. Sie sind zentraler Bestandteil politischer Legitimationsstrategien und dienen der nationalen Selbstvergewisserung ebenso wie der Definition des Amtes und seiner Aufgabe. Mit ihrer Selbstdarstellung sei es als Président Bling Bling (Nicolas Sarkozy) oder als Président normal (François Hollande) drücken die Präsidenten dem Amt einen eigenen Stempel auf und definieren damit diese Funktion. Dass das höchste Amt im französischen Staat bisher noch eine reine Männerdomäne ist, verweist auf genderspezifische Aspekte der Präsidentschaftswahl, die es genauer zu analysieren gilt.
Das Seminar nimmt die Präsidentschaftswahlen 2017 einerseits zum Anlass, einen Blick auf die Präsidentschaftswahlen seit 1962 und das Regierungssystem der V. Republik zu werfen. Andererseits wird es darum gehen, die aktuellen Entwicklungen zu verfolgen, konkret die beiden Wahlgänge am 23. April und am 7. Mai sowie die anschließenden, am 11. und 18. Juni stattfindenden Legislativwahlen.
Neben der historischen und politikwissenschaftlichen Analyse sollen auch kulturwissenschaftliche Fragestellungen berücksichtigt werden. Dies betrifft u.a. die Frage nach der Repräsentation der Kandidaten in den Medien und die Rituale und Symbole, die mit der Präsidentschaft einhergehen.
Einführende Literatur:
Ludivine Bantigny, Histoire de la France contemporaine: La France à l'heure du monde - De 1981 à nos jours, Paris (Seuil) 2013; Jean-Jacques Becker, Crises et alternances 1974-2000, 2. Auflage, Paris (Seuil) 2002; Mathias Bernard, La France de 1981 à 2002. Le temps des crises?, Paris (Le Livre de poche) 2005; Pierre Brechon, Les partis politiques français, 2. Aufl., Paris (La Documentation française) 2005; Pierre Bréchon / Annie Laurent / Pascal Perrineau (Hg.), Les cultures politiques des Français, Paris (Presses de Sciences Po) 2000; Jean Charlot, La politique en France, Paris (Editions de Fallois) 1994; Olivier Duhamel, Histoire des présidentielles, Paris (Seuil) 2008; Alain Garrigou, Histoire sociale du suffrage universel en France 1848-2000, Paris (Seuil) 2002; Dominik Grillmayer, Vorwahlkampf in Frankreich, Ludwigsburg (dfi) 2016; Adolf Kimmel / Henrik Uterwedde (Hg.), Länderbericht Frankreich. Geschichte - Politik - Wirtschaft - Gesellschaft, 2. Aufl., Bonn (bpb) 2005; Roland Höhne, Die französischen Präsidentschaftswahlen und Parlamentswahlen 2012. Machtwechsel und Systemwandel, in: Lendemains n°146/147 (2012), S. 229-248; Dietmar Hüser / Sabine Ruß (Hg.), Im Westen viel Neues? - Das französische Wahljahr 2007, Dossier der Zeitschrift Lendemains n°126/127 (2007), S.9-88; Pascal Perrineau, La France au front. Essai sur l'avenir du Front National, Paris (Fayard) 2014 ; Marlène Coulomb-Gully: 8 femmes sur un plateau. Paris (Nouveau monde éditions), 2016; Marlène Coulomb-Gully (Hg.): Médias, la fabrique du genre. Toulouse (Presses Universitaires du Mirail) 2012 ; Marlène Coulomb-Gully : Femmes en politique, en finir avec les seconds rôles : de l'exclusion à la difficile conquête du pouvoir. Paris (Belin) 2016; Renaud Revel: Les amazones de la République. Paris (First) 2013; Riccardo Brizzi: The tv-presidency , from de Gaulle's "télécratie" to Hollande's "normal presidency". In: France after 2012 (Hg.) Gabriel Goodliffe et al. New York/N.Y. (Berghahn Books) 2015; Joseph Daniel: La parole présidentielle, de la geste gaullienne à la frénésie médiatique. Paris (Seuil) 2014; Caricatures de présidents 1848-2012, dossier. In: Sociétés & représentations. (2013) 36, n.36; Marion Ballet: Emotions et élections, les campagnes présidentielles françaises (1981-2012). Bry-sur-Marne (INA Ed.) 2014.
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