Kommentar |
Dass Sprache einen beständigen Wandel durchläuft, ist allein bereits an den hitzigen Debatten z.B. über Rechtschreibreformen und Anglizismen erkennbar: Wird ein vollzogener Wandel kodifiziert und damit für die Zukunft normativ festgelegt, regt sich in der Regel Widerstand gegen diesen vermeintlichen 'Verfall' der Sprache. Sprachwandel kann auf allen Ebenen der linguistischen Systematik beschrieben werden, z.B. phonologisch, morphologisch, lexikalisch, semantisch, syntaktisch, pragmatisch. Dabei erscheint die Syntax zunächst, oberflächlich betrachtet, relativ stabil; der genauere Blick auf die älteren Sprachstufen des Deutschen soll im Seminar jedoch zeigen, dass auch die Syntax keinesfalls unveränderlich ist.
Für die Sitzungen des Seminars spielen folgende Bereiche des syntaktischen Sprachwandels eine besondere Rolle: die Gestaltung des Prädikats (z.B. synthetische vs. analytische Bildung von Verbformen); Satzklammern (etwa die Frage nach der historischen Entwicklung der Verberst-, Verbzweit- und Verbletztstellung im Deutschen); Satzarten (z.B. die Verquickung von Syntax und Pragmatik bei der Bestimmung einer Satzart wie 'Aufforderungssatz'). Die Themen bieten nicht nur Anlass zu einer diachronen Sprachbetrachtung einzelner Phänomene, sondern auch zu einer grundsätzlichen Reflexion der unterschiedlichen aktuellen Grammatikmodelle. |
Literatur |
Zur Beschreibung der älteren Sprachstufen des Deutschen wird mit folgenden Grammatiken gearbeitet:
Wilhelm Braune, Althochdeutsche Grammatik, Bd. 2: Syntax (Richard Schrodt), Tübingen 2004 (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte A5.2);
Hermann Paul, Mittelhochdeutsche Grammatik, 25. Auflage bearbeitet von Thomas Klein u.a., Berlin u.a. 2007 (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte A2). |