Kommentar |
Die Stunde des Todes ist eine existentielle Erfahrung, mit der jeder Mensch am Ende seines Lebens unweigerlich konfrontiert wird. Wer sich mit ihr auseinandersetzt, begegnet den Grundfragen des menschlichen Daseins, etwa der moralischen Bilanz des eigenen Lebens, der Endlichkeit und Vergänglichkeit alles Irdischen und den Möglichkeiten eines Fortbestandes nach dem Tod – auf der Basis welcher religiösen oder spirituellen Vorstellungen auch immer.
Wie alle existentiellen Fragen wird auch die Stunde des Todes in der Literatur aus den unterschiedlichsten Perspektiven intensiv befragt. Im Gedicht blickt z.B. ein lyrisches Ich seinem bevorstehenden Abschied von der Welt entgegen und entfaltet die dabei sich überstürzenden Ängste und Hoffnungen; das Drama zeigt etwa die verschiedenartigen Reaktionen einer Gruppe gemeinsam sterbender Menschen auf das Ende ihres Daseins; und in der Autobiographie blickt ein Autor beispielsweise auf die krisenhafte Stunde zurück, in welcher er im Sterbezimmer eines Krankenhauses nur knapp dem Tod entgangen ist. Oder aber ein lyrisches Ich überschreitet im Lied die Grenze des Todes und teilt mit dem Leser Erfahrungen, die natürlich ein Verstorbener gar nicht mehr an einen Lebenden weitergeben kann.
Gegenstand des Seminars sind eine Reihe solcher Texte über das letzte Stündlein, etliche von ihnen von herausragender Bedeutung wie etwa Andreas Gryphius' "An sich selbst", Heinrich Wilhelm v. Gerstenbergs "Ugolino", Hugo v. Hofmannsthals "Jedermann", Reinhard Goerings "Seeschlacht", Günter Eichs "Die Mädchen aus Viterbo" oder Thomas Bernhards "Der Atem". |
Literatur |
Folgende Bücher sind obligatorisch anzuschaffen:
Günter Eich: Die Mädchen aus Viterbo (Reclam)
Heinrich Wilhelm v. Gerstenberg: Ugolino (Reclam)
Hugo v. Hofmannsthal: Jedermann (Reclam)
Alle weiteren Texte, die im Seminar gelesen werden, werden im ESem der SULB (unter Fakultät P, Germanistik, Professur für Neuere deutsche Philologie und Literaturwissenschaft3) als PDF-Dateien zur Verfügung gestellt. |