Kommentar |
Das öffentliche und private Leben wird in der Moderne durch rechtliche Normen, Gesetze und ihre Anwendungen, geprägt. Politik und Recht sind nicht zwei strikt voneinander getrennte Bereiche, sondern beeinflussen sich vielfältig gegenseitig. Gerichtliche Entscheidungen können über den konkreten Einzelfall hinaus symbolische Ausstrahlungskraft auf die gesamte Gesellschaft haben und die politische Entscheidungsfindung beeinflussen. Von besonderer Bedeutung ist hierbei die höchstrichterliche Rechtsprechung, wie sie in der deutschen Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch das Reichsgericht und seitdem durch das Bundesverfassungsgericht und die obersten Gerichtshöfe der Bundesrepublik Deutschland ausgeübt wurde und wird. In dieser Übung sollen diese Organe der Rechtsprechung historisch betrachtet, wichtige Entscheidungen zu ausgewählten Bereichen der Zeitgeschichte erörtert, ihr historischer Hintergrund geklärt und der Quellenwert juristischer Entscheidungen für die allgemeine Geschichte herausgearbeitet werden. Eigenständige Beiträge der Studierenden zu und in den Sitzungen gestalten die Übung mit. |
Literatur |
Karl KROESCHELL, Deutsche Rechtsgeschichte Bd. 3: seit 1650. Wien 5. A. 2008; Thomas VORMBAUM, Juristische Zeitgeschichte, Version 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte (2010), online unter: <;https://docupedia.de/zg/Juristische_Zeitgeschichte>;; Uwe WESEL, Der Gang nach Karlsruhe. Das Bundesverfassungsgericht in der Geschichte der Bundesrepublik. München 2004; Jörg MENZEL und Ralf MÜLLER-TERPITZ (Hrsg.), Verfassungsrechtsprechung: ausgewählte Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts in Retrospektive. Tübingen 3. A. 2017; Jürgen FINGER (Hrsg.), Vom Recht zur Geschichte. Akten aus NS-Prozessen als Quellen der Zeitgeschichte. Göttingen 2009. |