Kommentar |
Die Generative Grammatik unterscheidet sich von anderen Theorien insbesondere darin, dass es ihr nicht primär um die Beschreibung sprachlicher Strukturen geht, sondern um die Modellierung der Kenntnisse, die den Sprecher dazu befähigen, solche Strukturen aufzubauen, sie zu "generieren". Die menschliche Sprachkompetenz hinsichtlich aller Teilbereiche der Grammatik – v.a. auch der Syntax – soll nachgebildet werden. Im Zentrum steht dabei die Formulierung allgemeiner, sprachübergreifender Regeln, deren Gültigkeit anhand der Daten aus den einzelnen Sprachen überprüft werden. Noam Chomsky – auf den dieser Forschungsansatz zurück geht – geht davon aus, dass es universale, angeborene Prinzipien gibt (die sog. "Universalgrammatik"), die ein Kind dazu befähigen, eine Sprache in relativ kurzer Zeit muttersprachlich zu erwerben. Denn: Wie soll ein Kind sonst Sätze bilden können, die es noch nie in seinem Leben gehört hat? Die Universalgrammatik besteht aus allgemeingültigen Prinzipien, die sprachspezifisch parametrisch eingestellt werden durch die sprachlichen Daten, die das Kind im Laufe seines Spracherwerbs von seiner Umgebung zu hören bekommt. Ein Beispiel für solche Prinizipien: Notwendige Verbergänzungen (Objekte) stehen immer in direkter Nachbarschaft zum Verb. Ob es sich dabei um die linke oder rechte Position relativ zum Verb handelt, wird einzelsprachlich festgelegt. Im Englischen, Französischen oder Spanischen steht die Ergänzung immer rechts vom Verb (eat an apple, manger une pomme, comer una manzana), während sie im Deutschen und Niederländischen immer links steht (einen Apfel essen, een appel eten).
Im Seminar werden wir uns mit den verschiedenen Teiltheorien der Generativen Grammatik befassen, die die syntaktische Sprachkompetenz der Sprecher betreffen. Im Vordergrund stehen hierbei v.a. die bereits erwähnte Prinzipien- und Parametertheorie und die X-bar-Theorie, die sich mit der formalen Notation der syntaktischen Kompetenz auseinandersetzt. Es werden zunächst die in den Grundkursen und Proseminaren erlernten Kenntnisse wiederholt und eingeübt (lexikalische Kategorien, CP/IP-Modell). Danach wenden wir uns der erweiterten Analyse syntaktischer Einheiten zu, z.B. der Aufbau nominaler Kategorien (DP-Analyse), der Aufbau der Verbalphrase bei mehr als einem Objekt (vP-Schale), die funktionale Erweiterung von CP und IP und die Negation. |