Kommentar |
Die zunehmend repressiv hergestellte äußere Ruhe der von Metternich geprägten Restaurationszeit zwischen 1815 und 1848 hat eine innere Spannung erzeugt, von der sich kaum ein Autor frei halten konnte: Biedermeierliches und Anti-Biedermeierliches, Haltungen des Rückzugs und solche des Engagements, der Traditionsorientierung und des revolutionären Universalismus stehen neben- und gegeneinander. So ist die Epoche durch eine »Verschiedenheit des Gleichzeitigen« (Friedrich Sengle) geprägt, die sich besonders auch in der Lyrik niederschlägt.
Das Seminar will der Vielfalt dieser lyrischen Produktion in repräsentativer Auswahl gerecht werden. Im Mittelpunkt stehen Gedichte von Eduard Mörike, Annette von Droste-Hülshoff, Friedrich Rückert, August von Platen, Georg Herwegh und Heinrich Heine. Heines satirisches Epos "Deutschland. Ein Wintermärchen" (1844) ist zwar nicht unter den Gattungsbegriff Lyrik zu subsumieren, steht aber in engem Zusammenhang mit Heines "Neuen Gedichten" und wird als vielleicht berühmteste Versdichtung der Restaurationsepoche gleichfalls im Seminar behandelt. |
Literatur |
Primärliteratur: Einen ersten Eindruck von der Vielfalt der Restaurationslyrik bietet z.B. Karl Otto Conrady (Hg.): Der Große Conrady. Das Buch deutscher Gedichte. Düsseldorf 2008, S. 400 (Friedrich Rückert) bis S. 474 (Georg Herwegh). Im Seminar wird nach Möglichkeit auf der Grundlage der Historisch-kritischen Ausgaben gearbeitet (Materialien stehen zu Semesterbeginn in ESem zur Verfügung). Von Heines "Deutschland. Ein Wintermärchen" empfehle ich die neue kommentierte Ausgabe der Reihe Reclam XL (Nr. 19400, 4.40 Euro) zur Anschaffung.
Sekundärliteratur: Als Einführung geeignet: Walter Hinderer (Hg.): Geschichte der deutschen Lyrik vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Würzburg 2. Auflage 2001, S. 279-339 (Kapitel Biedermeier/Vormärz von Christoph Herin bzw. Hans-Peter Bayerdörfer). |