Kommentar |
Gemeinsam unternehmen wir einen breit angelegten Streifzug durch Literatur-, Film- und Medizingeschichte – dabei soll der Blick geschärft werden für die reziproke Verschränkung literarischen, filmischen und medizinischen Wissens im diskursiven Feld von Literatur, Ästhetik, Pathologie, Anthropologie und Psychiatrie. Krankheit als erzählerisches Leitmotiv legt nicht nur die Beziehung von Ästhetik und Medizin offen: Zugleich macht es ein dem Wandel der Zeit unterworfenes gesellschaftliches Selbstverständnis sichtbar, das den Kategorien gesund vs. krank, normal vs. anormal konstitutiv verpflichtet ist und, mit Michel Foucault, zu beweisen scheint, „daß in dieser Kultur der philosophische Status des Menschen wesentlich vom medizinischen Denken bestimmt wird.” (Die Geburt der Klinik, 209) Schwerpunktmäßig werden Texte der literarischen Moderne untersucht, da die ‚Wechselwirtschaft‘ zwischen Kunst und Medizin sowie die Stilisierung kranker Körper hier einen besonderen Höhepunkt erreichen. Die Bereitschaft zu intensiver Lektüre und Diskussion längerer literarischer und anspruchsvoller theoretischer Texte wird vorausgesetzt.
Gelesen werden u. a. Thomas Bernhard, Die Kälte. Eine Isolation; Georg Büchner, Lenz; Alfred Döblin, Die Ermordung einer Butterblume, Die Tänzerin und der Leib; Hugo von Hofmannsthal, Elektra; Thomas Mann, Tristan; Thomas von Melle, Die Welt im Rücken; Arthur Schnitzler, Sterben. Eine detaillierte Lektüreliste der behandelten Primärtexte und Filme wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben. |
Literatur |
Zur Einführung empfohlen:
Dietrich von Engelhardt: Medizin und Literatur in der Neuzeit, 2 Bände, Hürtgenwald 19991/2000; Sander L. Gilman: Disease and representation. Images of illness from madness to AIDS. Ithaca 1988; Stefan Heiner, Enzo Gruber (Hg.): Bildstörungen. Kranke und Behinderte im Spielfilm. Frankfurt/Main 2003; Bettina von Jagow, Florian Steger (Hg.): Literatur und Medizin. Ein Lexikon. Göttingen 2005; Susan Sontag: Krankheit als Metapher. München 1978 |