Kommentar |
Ein Kritikpunkt, der nach wie vor an filmische Literaturadaptionen gerichtet wird, ist eben jener der Reduktion: Der Film, dessen Erzählzeit grundsätzlich limitierter ist als jene des Romans, muss meistens verkürzen, denn die produktionsästhetischen Rahmenbedingungen stehen einem zehnstündigen Hollywood-Film doch diametral entgegen.
Dieser Kurs beschäftigt sich mit Adaptionen, die nicht auf Romanen oder langen Novellen basieren, sondern auf Kurzgeschichten, Zeitungsberichten, Essays und Dossiers. Haben Filme mehr Freiheiten, wenn sie nicht auslassen müssen, sondern sogar Leerstellen füllen können? Wie wichtig ist dann die sogenannte Werktreue, die bis heute in cinephilen Kritiken zu adaptierten Werken erwähnt wird? Damit einhergeht auch die Frage nach Dependenz und Autonomie: Der eigentlich unzeitgemäße Begriff der "Literaturverfilmung", der aber nach wie vor in Gebrauch ist, lässt ein hierarchisches Gefälle zwischen Vorlage und Adaption vermuten (das Buch ist der Gradmesser für die Qualität des Films, die demnach immer "relativ" bewertet wird), wohingegen ein Film, der auf einer Kurzgeschichte fußt, ein höheres Maß an Eigenständigkeit aufzuweisen scheint, denn sie werden häufig weniger stark an die Vorlage gekoppelt rezipiert und können dadurch gestalterische und narrative Wege gehen, die den meisten Literaturadaptionen vorenthalten bleiben. |