Kommentar |
Korrupte Politiker, giftige Medikamente, abstürzende Flugzeuge, skrupellose Geheimdienste, der Missbrauch von Gewalt und Sex: die Empörung über tatsächliche oder vermeintliche Missstände ist regelmäßig Gegenstand der öffentlichen Kommunikation in modernen Gesellschaften. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts traten in Westeuropa, aber auch in den USA vermehrt Skandale auf. Warum werden bestimmte Ereignisse zu bestimmten Zeitpunkten zu Gegenständen öffentlicher Aufregung oder auch nicht? Wie funktionieren Skandalisierungsprozesse und welche Rolle spielen die Medien dabei? Die Beschäftigung mit Skandalen gibt Aufschluss über Normen und Werte, die zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt in einer Gesellschaft galten. Außerdem zeigen Skandale in welchem Verhältnis die Medien, die Öffentlichkeit und die Politik in bestimmten politischen Systemen zueinander stehen. Das ermöglicht auch Vergleiche zwischen den politischen Kulturen verschiedener Länder.
Das Proseminar dient dazu in grundlegende Fragen und Methoden der Neueren und Neuesten Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Kultur- und Mediengeschichte einzuführen. Im Mittelpunkt des Seminars stehen Skandale vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts, die als Zugang zu übergeordneten Wandlungsprozessen von Medien, Politik und Gesellschaft betrachtet werden. |
Literatur |
Frank Bösch, Öffentliche Geheimnisse: Skandale, Politik und Medien in Deutschland und Großbritannien; 1880 – 1914, München 2009.
Ute Daniel, Beziehungsgeschichten. Politik und Medien im 20. Jahrhundert, Hamburg 2018.
Andreas Gelz/Dietmar Hüser/Sabine Ruß-Sattar, Hg., Skandale zwischen Moderne und Postmoderne: interdisziplinäre Perspektiven auf Formen gesellschaftlicher Transgression, Berlin 2014.
John B. Thompson, Political Scandal. Power and Visibility in the Media Age, Cambridge 2000. |
Bemerkung |
Von den Teilnehmer_innen wird erwartet, dass sie neben regelmäßiger Textlektüre ein Referatsthema übernehmen, kleinere schriftliche Hausaufgaben anfertigen und eine Hausarbeit verfassen.
Ein begleitendes, obligatorisches Tutorium zum Proseminar findet in vierzehntägigem Rhythmus statt. Die genauen Termine werden zu Semesterbeginn bekannt gegeben.
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