Kommentar |
Einen Großteil unserer Überzeugungen verdanken wir den Worten unserer Mitmenschen. Wir fragen Fremde nach dem Weg oder studieren Stadtpläne. Restaurantempfehlungen suchen wir im Internet. Über die weltpolitische Lage halten uns diverse Nachrichtenquellen auf dem Laufenden. Aus Geschichtsbüchern erfahren wir, was vor unserer Geburt in Ländern geschehen ist, die wir nie betreten haben. Ja, selbst grundlegende Informationen über uns selbst stammen aus zweiter Hand. Unsere Eltern haben uns mitgeteilt, wann und wo wir geboren sind und auf welchen Namen wir wenig später getauft wurden. Auch unser Wissen um frühkindliche Erlebnisse verdanken wir eher ihren Worten als der eigenen Erinnerung… Die hier begonnene Liste lässt sich beliebig fortsetzen, und sie belegt, wie sehr wir in epistemischer Hinsicht von anderen abhängen.
Mit diesem Befund gehen eine Reihe philosophischer Fragen einher: Welche Merkmale müssen die kommunikativen Akte unserer Mitmenschen aufweisen, um eine potentielle Erkenntnisquelle darzustellen? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit wir darin gerechtfertigt sind, zu glauben, was man uns mitteilt? Und unter welchen Bedingungen stellen unsere Überzeugungen aus zweiter Hand tatsächlich Wissen dar? Ziel des Seminares wird es sein, verschiedene – historische sowie aktuelle – Antworten auf diese Fragen zu diskutieren und auf ihre jeweilige Plausibilität zu prüfen.
Die Literaturliste wird zu Beginn des Seminars bekanntgegeben. |