Vor dem Herrschaftsantritt der letzten beiden Könige aus dem Hause Valois (Karl IX. und Heinrich III.) sowie für die drei Nachfolger Heinrichs IV. (Ludwig XIII., Ludwig XIV. und Ludwig XV.) war die Regierungsgewalt für die noch minderjährigen (im Falle Heinrichs III. zum Zeitpunkt des Todes seines Vorgängers nicht i n Frankreich weilenden) Könige entsprechend den Gesetzen der Monarchie
Regenten, i n der Regel der Königinmutter, anvertraut: Katharina von Medici, Maria von Medici, Anna von Österreich und für Ludwig XV. dessen nächster männlicher Verwandter Philipp von Orléans.
Sämtliche Regentschaften waren geprägt von schweren Krisen und von Umbrüchen. Königin
Katharina hatte die Hugenotten und gleichzeitig die katholischen Ligisten, deren Anführer, die Herzöge von Guise, einen Dynastiewechsel anstrebten, militärisch, durch kluges Taktieren, aber auch durch entschlossene Handstreiche zu bekämpfen. Die Witwe Heinrichs IV. hatte sich zahlreicher
Adelsaufstände zu erwehren, und in die Zeiten der Regentschaft Königin Annas fiel die entscheidende Phase des dreißigjährigen Krieges, der Höhepunkt der Auseinandersetzung mit ihrem Heimatland
Spanien sowie die langjährige, das Königtum fast an den Abgrund führende Fronde. Unter der
Regentschaft Philippe von Orléans schließlich wurden die Weichen für die spätere Revolution gestellt.
Wurde Königin Katharina in ihrer Aufgabe anfänglich noch vom Staatskanzler Michel de l’Hospital unterstützt, erwarb sie sich rasch staatsmännische Qualitäten und blieb auch nach dem Ende ihrer Regentschaft wichtigster Berater ihrer Söhne. Die zweite Mediceerin auf französischem Thron stand dagegen ganz unter dem Einfluss einer italienischen Clique und geriet zuletzt i n einen
unüberbrückbaren Gegensatz zu ihrem eigenen Sohn Ludwig XIII. Immerhin kommt ihr das Verdienst zu, den späteren Kardinal de Richelieu politisch gefördert zu haben. Dass die Regentschaft der Anna
von Österreich letztlich eine erfolgreiche war, ist der Tatsache zu verdanken, dass ihr i n Kardinal Mazarin ei n genialer Staatsmann zur Seite stand, den sie allen Anfeindungen zum Trotz im Amte hielt.
Die Regentschaft von Ludwigs XIV. Neffen Philippe von Orléans wurde indes von der Nachwelt oft als verrufenste Epoche des Ancien Régime angesehen.
Noch einmal gab es eine Regentschaft, die der Kaiserin Marie-Louise während Napoleons Feldzug gegen die Allierten auf französischem Boden: Sie kostete letztendlich den Thronerben die Krone. Der Übung zugrunde gelegt werden die zeitgenössischen Memoiren und Korrespondenzen. |