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Kulturtransfer zwischen Deutschland und Frankreich durch Exil und Migration in den 30er Jahren (mit einem Schwerpunkt auf dem Exil von Frauen) - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Hauptseminar Langtext
Veranstaltungsnummer 112200 Kurztext
Semester WiSe 2018/19 SWS
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen 25
Turnus Veranstaltungsanmeldung Veranstaltungsbelegung im LSF
Credits
Termine Gruppe: iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Turnus Dauer Raum Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
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Do. 14:15 bis 15:45 woch 18.10.2018 bis 07.02.2019  Gebäude A2 2 - Seminarraum 2.01        
Gruppe :
 
Zuordnung zu Einrichtungen
Romanistik
Inhalt
Kommentar

Migration nach und aus Europa ist nicht neu; speziell Frankreich blickt auf eine lange und komplexe Migrationsgeschichte. Mit dem "Musée de l'Histoire de l'Immigration" hat diese Geschichte in Paris seit kurzem eine Heimat bekommen. Bei der offiziellen Eröffnung 2014 betonte der damalige Präsident François Hollande die vielfältigen Leistungen, mit denen Einwanderer zur intellektuellen, künstlerischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung Frankreichs beigetragen haben. In seiner Rede führte er u.a. die aus Polen stammende Wissenschaftlerin Marie Curie an. Weniger bekannt und im öffentlichen Bewusstsein in Frankreich weniger verankert ist die Tatsache, dass auch zahlreiche deutschsprachige Migrant*innen, die Deutschland oder Österreich nach 1933 verlassen mussten, ihre kulturelle Prägung sowie vielfältige Erfahrungen, Fähigkeiten und Kenntnisse im Verlauf eines mitunter lebenslangen Prozesses in Frankreich eingebracht und damit zu einem langfristigen Kulturtransfer beigetragen haben. Sei es als Wissenschaftler (Alfred Grosser), Künstler (Norbert Glanzberg), Politiker (Stéphane Hessel) oder in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Ihre Leistungen als kulturelle Mittler sind teilweise in dem von Colin/Umlauf und anderen herausgegebenen "Lexikon der deutsch-französischen Kulturbeziehungen" dokumentiert. Eine Gruppe und ihre Bedeutung für den Kulturtransfer allerdings wurde in der bisherigen Forschung weitestgehend vernachlässigt: Es sind die Frauen. In ihrer Studie Paris – eine neue Heimat? Jüdische Emigranten aus Deutschland 1933-1939 kommt die Autorin Julia Franke zu dem Ergebnis, das der Anteil der Frauen an der Emigration immer unterschätzt wurde und dass rund 40 % der Emigranten Frauen waren. Hier seien nur einige der markantesten Beispiele von Emigrantinnen genannt, die längerfristig in Frankreich gelebt und nachhaltigen Einfluss auf unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche ausübten: Die Photographinnen Gisèle Freund und Ré Soupault, die Filmemacherin Lotte Eisner, die Modejournalistin Helen Hessel, die Schriftstellerin Annette Kolb, die Übersetzerin und Freundin von André Gide, Thea Sternheim, die Philosophin und spätere Politikerin Anne Weil-Mendelsohn, die Germanistin Rita Thalmann oder die Rechtsanwältin Ruth Fabian.

Bis in die 1990er Jahre war die Vertreibung speziell der Wissenschaftlerinnen und Akademikerinnen aus Deutschland in der Exilforschung noch ein blinder Fleck. Das veränderte sich erst mit den Aktivitäten der Arbeitsgruppe "Frauen im Exil", die innerhalb der Gesellschaft für Exilforschung die Forschung zum Exil von Frauen vorantrieb.

Die Tatsache, dass wir so wenig über diese Frauen wissen, hängt mit dem zusammen, was die französische Historikerin Michelle Perrot "l'invisibilité des femmes" und "le silence des sources" genannt hat. Nicht nur, dass die Geschichte von Frauen lange Zeit als unwichtig erachtet wurde, sie ist auch nicht überliefert; sie findet sich - wenn überhaupt - in anderen als den herkömmlichen Archiven. So wissen wir z.B. nur über den erst kürzlich veröffentlichten ausführlichen Briefwechsel Hannah Arendts mit Anne Weil-Mendelsohn, dass diese nach dem Krieg in der Europapolitik Frankreichs eine wichtige Rolle spielte.

In diesem Seminar soll diese bisher vernachlässigte Gruppe in den Blick genommen und ihr Beitrag zum deutsch-französischen Kulturtransfer aus Genderperspektive betrachtet werden. Dazu sollen zunächst einige theoretische Grundlagen zum Kulturtransfer und zum gendersensiblen Forschungsansatz in der Exilforschung vermittelt werden. Zum besseren Verständnis soll dann der historische Kontext unter die Lupe genommen werden. Wir werden uns einerseits das Exil als historische Situation anschauen und andererseits Exilantinnen als Mittlerinnen zwischen den Kulturen betrachten. Dabei gilt es zu bedenken, dass deren „Übersetzungen” immer auch auf vorhandene Selbst- und Fremdbilder stoßen und sich an ihnen reiben.

Die Studierenden müssen die Bereitschaft zu innovativer und projektorientierter Seminararbeit mitbringen. Jede/r Student*in sollte am Ende des Seminars ausgehend von der intensiven Beschäftigung mit einer Emigrantin eine mindestens 2-3 seitige biographische Skizze mit den wichtigsten Daten zur Person erstellen.

 

Folgende Texte (auf moodle) sollten bereits vor Beginn des Seminars gelesen werden: (Die Anmeldung auf moodle erfolgt per Selbstanmeldung mit dem Kennwort: Kulturtransfer)

 1) Philippe Rygiel: Du genre de à l'exil. Le Mouvement social, No. 225, Réfugié(e)s (Oct. - Dec., 2008), S. 3-8.

 2) Mechthild Gilzmer: Zwischen Aufbruch und Verfolgung. Drei Frauen im Exil in Mexiko: Gertrude Düby, Lenka Reinerová, Steffie Spira. (Unveröffentlichtes Manuskript)

 

Literatur

Bibliographie

Exil und Internierung in Frankreich

Badia, Gilbert (dir), Les Barbelés de l’exil, études sur l’émigration allemande et autrichienne (1939-1940). Grenoble, Presses Universitaires de Grenoble 1979.

Eggers, Christian: Unerwünschte Ausländer : Juden aus Deutschland und Mitteleuropa in französischen Internierungslagern 1940 - 1942. Berlin : Metropol, 2002

Fabian, Ruth/Coulmas, Corinne: Die deutsche Emigration in Frankreich nach 1933. Paris-München, Saur 1978

Franke, Julia: Paris – eine neue Heimat? Jüdische Emigranten aus Deutschland 1933-1939. Berlin, Duncker und Humboldt, 2000

Gilzmer, Mechtild: Camps de femmes : Rieucros et Brens (1939-1944). Paris, 2000.

Gilzmer, Mechtild : Une histoire spécifique : l’internement des femmes. Rieucros et Brens, 1939-1944. In : Fjalkow Jacques (ed.), Les femmes dans les années quarante. Juives et non-juives, souffrances et résistance, Paris 2004

Gilzmer, Mechtild: Entre histoire et mémoire: les réfugiés espagnols internés à Rieucros (1939-1941). In : La Seconde République espagnole en exil en France (1939-1977). Ed. Par Bruno Vargas. Presses Universitaires de Champollion. Albi 2008

Gilzmer, Mechthild: Le trésor d'une nomade. Luise-Straus-Ernst: le récit de vie d'une Allemande réfugiée en France. In: Ecrire sa vie. Diaspora, N. 22. Presses Universitaires du Mirail. S. 117-128

Gilzmer, Mechtild: Zwischen Aufbruch und Verfolgung. Drei Frauen im Exil in Mexiko: Gertrude Düby, Lenka Reinerová, Steffie Spira. (Unveröffentlichtes Manuskript)

Grandjonc Jacques/Grundtner Thérèse (dir.), Zones d’ombres, 1933-1944, exil et internement d’Allemands et d’Autrichiens dans le sud-est de la France, Aix-en-Provence, Alinéa, 1990.

Laharie, Claude (avec la collaboration de Jacques Abauzit.): Gurs: 1939 - 1945 : camp d'internement en Béarn; de l'internement des républicains espagnols et de volontaires des Brigades internationales à la déportation des Juifs vers les camps d'extermination nazis . Biarritz : Atlantica, 2005.

Peschanski, Denis: La France des camps. L’internement 1938-1946, Paris, Gallimard, 2002.

Saint-Sauveur, Anne (Hg.): Fluchtziel Paris : die deutschsprachige Emigration 1933 - 1940. Berlin : Metropol, 2002

Saint-Sauveur, Anne: Zweimal verjagt. Die deutschsprachige Emigration und der Fluchtweg Frankreich - Lateinamerika, 1933-1945. Metropol Verlag, Berlin 1998

Brutschin, Kerstin: Hat doch die Mehrzahl der Frauen ihr Schicksal und den Mann gemeistert. Deutschsprachige Schriftstellerinnen im französischen Exil von 1933-1945. In: Sabine Becker/Robert Krause (Hg.): Exil ohne Rückkehr 2010.

Frauen und Exil. Zwischen Anpassung und Selbstbehauptung. Band 11 Internationales Jahrbuch Exilforschung. Hg. von der Gesellschaft für Exilforschung. Weimar: Edition Text und Kritik 1993. (Darin auch eine Auswahlbibliographie "Frauen und Exil")

Coulmas/Fabian (Hg.): Die deutsche Emigration in Frankreich. K. G. Saur München – New York- London – Paris 1978 (Der Text ist im Internet unter folgendem link einzusehen. https://www.corinna-coulmas.eu/german/die-deutsche-emigration-in-frankreich.htm)

Pötscher, Sylvia Sylvia: Leben im Exil in Frankreich. (Ein Vergleich zwischen Lisa Fittko und Hertha Pauli; Diplomarbeit im Netz). 2009

Schoppmann, Claudia (Hg.): Im Fluchtgepäck die Sprache. Deutschsprachige Schriftstellerinnen im Exil. Berlin: Orlanda Frauenverlag 1991

Morelli Anne/Gubin, Eliane (Eds.) : Pour une histoire européenne des femmes migrantes. Sources et méthodes. Sextant, revue du Groupe Interdisciplinaire d’Etudes sur les femmes. N. 21-22, 2004

Morelli, Anne: Femmes exilées politiques: exhumer leur histoire. Bruxelles. Sextant Volume 26. Ed. de l’Université de Bruxelles, 2009

Kulturtransfer im Exil. Exilforschung. Ein internationales Jahrbuch. Band 13. Herausgegeben im Auftrag der Gesellschaft für Exilforschung von Claus-Dieter Krohn, Erwin Rotermund, Lutz Winckler und Wulf Koepke. München 1995

Sprache - Identität - Kultur. Exilforschung. Ein internationales Jahrbuch. Band 17.

Herausgegeben im Auftrag der Gesellschaft für Exilforschung von Claus-Dieter Krohn, Erwin Rotermund, Lutz Winckler und Wulf Koepke. München 1999

Metropolen des Exils. Exilforschung. Ein internationales Jahrbuch. Band 20.

Herausgegeben im Auftrag der Gesellschaft für Exilforschung von Claus-Dieter Krohn, Erwin Rotermund, Lutz Winckler und Wulf Koepke. München 2002

Exil ohne Rückkehr : Literatur als Medium der Akkulturation nach 1933 / hrsg. von Sabina Becker ; Robert Krause. - München: Edition Text + Kritik, 2010.

 


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