Kommentar |
Dantes Commedia ist das gewaltigste Werk, das die europäische Dichtung seit der Antike hervorgebracht hat. Jeder Studierende der Literaturwissenschaft sollte es kennen. Deshalb richtet sich die Vorlesung nicht nur an Italianisten, sie setzt keine vertieften Kenntnisse voraus und wird mit einer zweisprachigen Ausgabe arbeiten. In dem vermutlich im Exil zwischen 1307 und 1321 entstandenen Werk läßt Dante seinen Protagonisten, man könnte auch von seinem Double sprechen, zu einer Jenseitswanderung durch Inferno, Purgatorio und Paradiso aufbrechen. Er wird auf seiner Reise jeweils von den Schatten des Dichters Vergil, und der von ihm ehemals angebeteten Beatrice begleitet. Immer wieder begegnet er auf seinem Weg eindrucksvollen Gestalten aus der Mythologie, aber auch historischen Figuren und sogar Zeitgenossen, die der kühne Dichter imaginär ins Jenseits versetzt. Der Protagonist Dante spricht die ihn besonders beindruckenden Schatten im Jenseits an und bitte sie, ihm ihre Geschichte zu erzählen, die in der Commedia eine unvergeßliche Gestalt gewinnt. Um das poetische Potential der Commedia vor Augen zu führen, wird die Vorlesung immer wieder auf die Anschauungsform des Schleiers als Bild für den Text eingehen, der im Inferno zu Eis gefriert, im Purgatorio eine eigene Oszillation gewinnt und im Paradiso schließlich ganz seine Materialtität verliert. Da die Commedia in der bildenden Kunst auf ein großes Echo gestoßen ist, wird die Vorlesung stets auch auf die Rezeption durch die Kunst eingehen, um eine größere Anschaulichkeit zu gewinnen. Namhafte Dante-Spezialisten wie Carlo Ossola vom Collège de France und Karlheinz Stierle werden innerhalb der Vorlesung Vorträge halten. |