Kommentar |
Tiere zählen zu den wichtigsten Motiven der Literatur der frühen Neuzeit. Allerdings geraten dabei weniger die uns heute ganz selbstverständlichen Themen der Auseinandersetzung mit der Fauna in den Blick: Es geht nicht um den Hund als treuesten Freund des Menschen oder als unverzichtbaren Assistenten eines Kriminalisten, nicht um den Affen, der humanoide Eigenschaften annimmt, und schon gar nicht um das Leid der Nutztiere in der gegenwärtigen Lebensmittelindustrie. Vielmehr ist die Literarisierung des Tiers in der frühen Neuzeit auf der einen Seite stark zurückgebunden an die klassischen Gattungen der Tierdichtung, die Fabel und das Tierepos. In deren Tradition passen viele bedeutende Autoren von Luther bis zu Lessing und Goethe alte Stoffe neuen kulturellen, ideologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen an. Auf der anderen Seite wird das Tier im Rahmen eines prinzipiell theologischen fundierten Weltbildes als Teil des sog. Buches der Natur verstanden, d.h. Gott hat dem Tier bestimmte Eigenschaften verliehen, damit der Mensch aus diesen Schlüsse für seinen Glauben, sein Denken und sein Verhalten ableiten kann. Demgemäss werden die Tiere in der Literatur der frühen Neuzeit stark symbolisch ausgedeutet. Das HS geht der Tierdarstellung in der Literatur auf der Grundlage von Texten und Textausschnitten aus den unterschiedlichsten Gattungen von der Fabel über das Emblem bis hin zum Roman nach. Analysiert und interpretiert werden teils hochkanonisierte, teils weniger bekannte Texte u.a. von Luther, Sachs, Rollenhagen, Spee, Grimmelshausen, Brockes, Lessing, Goethe und Pfeffel. |
Literatur |
Anzuschaffen ist: Johann Wolfgang Goethe: Reineke Fuchs. In zwölf Gesängen. Nachw. v. Hans-Wolf Jäger. Stuttgart: Reclam 1987. (Universal-Bibliothek 61).
Alle weiteren Primärtexte zum Kurs finden sich als PDF-Dateien im ESem der SULB unter Philosophische Fakultät, Germanistik, Professur für Neuere deutsche Philologie und Literaturwissenschaft 3, WS 2018/19, HS Tierdichtung |