Kommentar |
Ist es Zufall, dass Harry Potter aus England kommt? Wo sonst wäre eine fiktive, aber in vielem doch erkennbar historische Welt so plausibel wie im Land der Gowns, High Tables, Country Houses und Dampflokomotiven. Aber sind diese Bilder, die überbetonte Verwurzelung in der Vergangenheit, nicht bloß ein Klischee für ein Land, das jahrhundertelang die Speerspitze der Modernisierung der Welt bildete? Wie verstanden (und verstehen) Engländer ihr Verhältnis zur Vergangenheit, welche Vergangenheit ist ihnen wichtig? Welche Bedeutung hat es, dass das Land seit über 300 Jahren keine Revolution und nie feindliche Truppen im eigenen Land erlebt hat? Aber auch: wie wirkt(e) es sich aus, dass das Land die halbe Welt beherrschte, das Empire dann aber in ein paar Jahrzehnten verlor? Diesen Fragen wollen wir uns nähern, indem wir das Geschichtsbild anhand von Beispielen untersuchen: von liberal-nationalistischen Historikern des 19. Jahrhunderts bis zur Eröffnungsfeier der Olympiade in London 2012. Dass wir danach den Brexit besser verstehen, kann ich nicht versprechen – ausgeschlossen ist es aber nicht.
Erwartet wird rege Mitarbeit, Textlektüre (logischerweise einiges auf Englisch), sowie die Vorstellung eines selbstgewählten Aspekts der englischen Geschichtskultur. |
Literatur |
Dietrich Schwanitz, Englische Kulturgeschichte, 2 Bde, Tübingen 1995; David Morley/Kevin Robins (Hg.), British Cultural Studies. Geography, Nationality, and Identity, Oxford 2002; Krishan Kumar, The Making of English National Identity, Cambridge 2003; Peter Mandler, The English national character: the history of an idea from Edmund Burke to Tony Blair, New Haven 2006. |