Die österreichische Autorin Ingeborg Bachmann (1926-1973) war der »erste weibliche Literaturstar« im deutschen Kulturraum. Bachmann tritt in den Nachkriegsjahren zunächst als junge Lyrikerin in die Öffentlichkeit und prägt nachhaltig die Literaturlandschaft, die noch von Adornos Diktum, nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, sei barbarisch, gelähmt ist. Ihre ersten beiden Gedichtbände Die gestundete Zeit (1953) und Anrufung des Großen Bären (1956) werden (u.a. von der Gruppe 47) enthusiastisch aufgenommen, dennoch wendet sie sich bald anderen Gattungen und Medien zu – das Erscheinen des ersten Erzählbandes Das dreißigste Jahr (1961) wird von vielen Kritiker*innen als „Bruch” empfunden. Ihr Werk beinhaltet u.a. Hörspiele, Opernlibretti, Essays, Erzählungen und Romane.
Die Bachmann-Rezeption ist von Mythenbildung geprägt: das Leben und das Werk der Autorin sowie nicht zuletzt ihr tragischer Tod wurden oft in einem untrennbaren Zusammenhang betrachtet. So wurde Bachmann zur ›gefallenen Lyrikerin‹, zur unglücklichen Geliebten, aber auch ‒ in Bezug auf ihren Roman Malina (1971) ‒ zur Vorreiterin feministischer Kritik am Patriarchat stilisiert. Noch weitere Facetten der Autorin versucht die auf 30 Bände angelegte Neuedition des Werks von Suhrkamp aufzudecken, die auch nachgelassene Texte wie z.B. Tagebuchnotate miteinbezieht.
Im Seminar werden neben ausgewählten Gedichten aus den beiden ersten Gedichtbänden die Erzählung Undine geht und das Hörspiel Der gute Gott von Manhattan behandelt. Im zweiten Teil des Seminars liegt der Schwerpunkt auf dem Roman Malina und einigen ausgewählten Ausschnitte aus dem ersten Band der neuen Werkausgabe. Ergänzt wird dieses Programm durch einige Essays.
Bitte den Roman Malina anschaffen! Alle anderen Texte werden zu Beginn des Seminars zur Verfügung gestellt.
Teilnehmende sollten dazu bereit sein, die Primärtexte und zusätzliche Materialien gründlich vorzubereiten, ein Paper als Vorübung für die Hausarbeit anzufertigen und sich bei regelmäßiger Anwesenheit aktiv an der Diskussion im Seminar zu beteiligen.
Das Seminar wird mit einer schriftlichen Hausarbeit abgeschlossen (keine Klausur). |