Das Seminar untersucht literarische Texte vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart sowie Beispiele aus der Filmgeschichte, die von der Auszeit erzählen und damit assoziierte Vorstellungen (z. B. Abkehr vom Alltag, selbstreflexive Neujustierungen, Begegnungen mit dem Anderen, Ich-Erfahrung durch Welt-Erfahrung) medien- und genrespezifisch ausgestalten. Literarisch relevant wird das Konzept der Auszeit spätestens im 18. Jahrhundert – das Spektrum literarischer Ausstiegserzählungen reicht von Goethes Werther-Roman über Büchners Lenz und Thomas Manns Zauberberg bis in die jüngste Gegenwartsliteratur (z. B. Lutz Seiler, Kruso; Peter Stamm, Weit über das Land; Benjamin von Stuckrad-Barre, Panikherz).
Filmgeschichtlich einschlägig ist das Genre des ‚Road-Movie‘, das die Idee eines Ausstiegs auf Zeit mit (rauschhaften) Prozessen der Selbstfindung, dem Mehrwert interkultureller Begegnungen und radikalen Naturerfahrungen verbindet. Ähnliches gilt für Sonderformen des Abenteuerfilms, die das Individuum jenseits zivilisatorischer Ordnungen in einem zwischen Bedrohung und Befreiung angelegten Raum der Natur inszenieren (Into the Wild, 2007; Wild, 2014).
Folgende Texte (u.a.) sind anzuschaffen, sollten möglichst frühzeitig gelesen und sorgfältig vorbereitet werden:
Johann Wolfgang Goethe: Die Leiden des jungen Werther (reclam)
Georg Büchner: Lenz (reclam)
W. G. Sebald: Die Ringe des Saturn. Eine englische Wallfahrt (Fischer TB)
Walter Kappacher: Selina oder das andere Leben (dtv)
Lutz Seiler: Kruso (Suhrkamp)
Eine vollständige Liste der behandelten Primärtexte und Filme wird in der ersten Sitzung ausgeteilt.
|