Kommentar |
„Ob ich etwas tue, was die Mühe lohnt, wenn ich die Angelegenheiten des römischen Volkes vom Anbeginn der Stadt an ausführlich aufzeichne, weiß ich nicht recht”, erklärt der römische Geschichtsschreiber Titus Livius in seiner Vorrede zu seinem ursprünglich 142 Bücher umfassenden Werk „Ab Urbe Condita” („Von der Gründung der Stadt [Rom] an”). Und es ist durchaus lohnenswert einen Blick auf die Entwicklung einer Stadt zu werfen, die sich innerhalb weniger Jahrhunderte von bescheidenen Anfängen zur Herrin des Mittelmeerraums entwickelte. Bei der Untersuchung der ersten 150 Jahre römischer Geschichte muss berücksichtigt werden, dass Titus Livius zur Zeit des frühen Prinzipats schrieb. Die Frage nach der aus heutigen Sicht plausiblen Rekonstruktion von Ereignissen und Entwicklungen in der frühen Republik bildet in dem Seminar nur die Folie für die Frage nach der Konstruktion von Geschichte(n), nach Ausgestaltungen und politischen Wirkungen von Legenden. Was haben Lucius Iunius Brutus, Coriolanus, Camillus gemeinsam? Sie sind fiktive Charaktere. "Durch diese Lobreden ist unsere Geschichtsschreibung verfälscht worden. Vieles findet sich da niedergeschrieben, was nie geschehen ist: falsche Triumphfeiern, zahlreiche Konsulate, ja sogar falsche Genealogien und Übertritte in den Plebejerstand, indem eben Männer von niedriger Abstammung sich in ein fremdes Geschlecht desselben Namens hineindrängten." (Cicero, Brutus 62, vermutl. 46 v. Chr. verfasst). Neben der frühen römischen Geschichtsschreibung werden weitere Formen Geschichte zu schreiben, untersucht: Geschichte und Geschichten, die in Stein gemeißelt, auf Münzen geprägt, auf Beerdigungen weitergesponnen und in den Atrien der Häuser römischer Patrizier ausgestellt wurden. |
Literatur |
Grundlage sind folgende Aufsätze:
von Ungern-Sternberg, Jürgen: Überlegungen zur frühen römischen Überlieferung im Lichte der Oral-Tradition-Forschung, in: Ders.; H. Reinau (Hrsg.): Vergangenheit in mündlicher Überlieferung, Stuttgart 1988 (=Colloquium Rauricum 1), 237-265;
Timpe, Dieter: Mündlichkeit und Schriftlichkeit als Basis der frührömischen Überlieferung, in:Vergangenheit in mündlicher Überlieferung, Stuttgart 1988 (=Colloquium Rauricum 1), 266-286. |
Bemerkung |
Hinweis zum Vergabeverfahren für die althistorischen Oberseminare:
Bitte melden Sie sich für das Oberseminar nicht nur per LSF, sondern auch mit einer E-Mail an, die bis zum 31.03.2019 an folgende Adresse gerichtet sein muss: sekag@mx.uni-saarland.de. Teilen Sie in dieser Email bitte mit, welches althistorische Proseminar Sie absolviert und zu welchem Thema Sie dort Ihre Hausarbeit geschrieben haben. Bitte geben Sie auch an, welches andere althistorische OS Sie im kommenden Semester besuchen wollen, falls Sie für Ihre 1. Wahl keinen Platz bekommen.
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