Kommentar |
Lucius Annaeus Seneca, Philosoph, Schriftsteller und Staatsmann, war unter der Herrschaft Neros (seit 54 n.Chr.) einer der mächtigsten Männer, wenn nicht gar die einflußreichste Persönlichkeit im römischen Reich. Die Lektüre seiner philosophischen Schriften bildet zu Recht einen elementaren Bestandteil des Lehrplans im Lateinunterricht, kann sie doch damals wie heute zu exemplarischen Reflexionen anregen über das Zusammenspiel von politischer Verantwortung, menschlicher Schwäche und darüber, was denn nun eigentlich eine erstrebenswerte Lebenssituation (vita beata, eudaimonía) ausmache. Zu unzähligen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens und nicht zuletzt auch zur Schnittstelle zwischen beiden hat Seneca aus der Perspektive der stoischen Ethik wichtige Werke verfaßt. Eine seiner bedeutendsten, wenngleich weniger gelesenen Schriften ist die Abhandlung De beneficiis ("Über die Wohltaten", entstanden wahrscheinlich zwischen 56 und 62 n.Chr.), in der sich der Autor mit der Frage befaßt, in welchem Geist wir auf ethisch richtige Weise Geschenke und Gefälligkeiten geben und annehmen, wie dadurch Abhängigkeiten entstehen, aber auch Freundschaft gestiftet und erhalten werden kann. Letztlich behandelt er damit das auch heute noch hochaktuelle Thema der Spannung von Egoismus und Altruismus im privaten wie auch im gesamtgesellschaftlichen Bereich. Im Seminar werden ausgewählte Partien der Schrift gemeinsam gelesen und historisch-kritisch interpretiert. |
Literatur |
wird in der ersten Sitzung vorgestellt
zur Einführung: Miriam T. Griffin: Seneca on Society. A Guide to De beneficiis (Oxford 2013); Jan Wolkenhauer: Senecas Schrift De beneficiis und der Wandel im römischen Benefizienwesen (Göttingen 2014)
zur Anschaffung (am besten antiquarisch) empfohlene Textausgabe: Seneca, Philosophische Schriften, Bd. V [zusammen mit De clementia]. Herausgegeben, übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Manfred Rosenbach (2. Aufl. Darmstadt 2011) |