Kommentar |
Obwohl im Zentrum der Reformation die Erneuerung der Theologie und der Kirche stand, war sie kein rein religiöser Ereigniszusammenhang. Von Anfang an spielten auch politische Interessen eine Rolle und waren politische Akteure beteiligt. Daraus ergab sich ein komplexes Bündel von Fragen: Dürfen sich politische Machthaber in kirchliche Angelegenheiten einmischen? Dürfen kirchliche Amtsträger politische Macht ausüben? Haben sie das Recht, weltliche Machthaber für kirchliche Interessen in den Dienst zu nehmen? Dürfen sich Christen überhaupt an der Ausübung politischerMacht beteiligen oder müssen sie sich davon fernhalten? Diese Fragen ließen sich nur beantworten, indem grundsätzlich über den Zweck und die Legitimität politischer Macht nachgedacht wurde.
Im Seminar sollen einige klassische Texte unter Berücksichtigung ihres historischen Kontextes gelesen, interpretiert und verglichen werden. Der Schwerpunkt wird auf protestantischen Texten liegen (Martin Luther, Ulrich Zwingli, Johannes Calvin, Schleitheimer Artikel, reformierte Monarchomachen), aber es werden auch zwei katholische Autoren berücksichtigt (Francisco de Vitoria, Jean Bodin). Berücksichtigt werden soll auch, welche antiken und mittelalterlichen Gedanken aufgegriffen wurden und wie sich die Konzepte geschichtlich ausgewirkt haben.
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