Politische Lyrik – das klingt zunächst einfach: Lyrik, die auf irgendeine Art und Weise „politisch“ ist, sich also aufgrund ihres Sujets als Subgattung der Lyrik und der politischen Literatur allgemein definieren lässt. Doch ab wann handelt es sich um politische Lyrik? Sobald eine politische Lesart des ganzen Gedichts oder nur einzelner Strophen möglich ist? Und wie passen Lyrik und Politik überhaupt sprachlich zusammen? Widerspricht eine poetische Durchformung nicht der eigentlich klaren, nüchternen Sprache des Politischen? Kann lyrische Form auch politisch sein? Und eine Grundfrage, mit der sich engagierte Literatur seit jeher konfrontiert sieht: Wie lassen sich politische Agitation und Künstlertum zusammendenken? Wie viel Politik verträgt die Kunst und wo liegen die Grenzen zur Propaganda?
Anhand dieser und weiterer Fragen nähert sich das Seminar dem Gegenstand der politischen Lyrik. Dabei stehen kanonische Beispiele aus den verschiedenen Epochen der Literaturgeschichte im Vordergrund, so z.B. die Lyrik des Vormärz, des Expressionismus und der Nachkriegszeit. Aber auch Phänomene wie das politische Lied und die Wirkmächtigkeit politischer Lyrik im literarischen Skandal sollen diskutiert werden. Zudem untersuchen wir poetologische Äußerungen unterschiedlicher Autor*innen, die sich mit dem Verhältnis von Lyrik und Politik auseinandergesetzt haben.
Das Seminar bietet eine Vertiefung der in Grundkurs I erworbenen Fähigkeiten zur Lyrikanalyse, ebenso soll der Umgang mit Sekundärliteratur geschult werden. Auch erfolgt ein Überblick über verschiedene Stationen der Lyrikgeschichte. |