Federico García Lorca und die Avantgarde - Einzelansicht

Als berühmtester Dichter der spanischen Moderne und Vertreter der sog. „generación del 27”, einer Gruppe von Dichtern, deren Name auf den dreihundertsten Todestag des spanischen Barockdichters Luis de Góngora verweist, situiert sich Federico García Lorca mit seiner Lyrik in einem Spannungsfeld zwischen Avantgarde und Tradition.
Im Jahr 1929, dem Jahr des New Yorker Börsencrashs, beginnt der spanische Dichter in New York mit der Niederschrift seines Gedichtzyklus Poeta en Nueva York. Diese auf einer transatlantischen Reise und während einer Lebenskrise entstandene Dichtung Lorcas gilt heute als Paradigma avantgardistischer Lyrik, welche in ihrer Auseinandersetzung mit den Erfahrungen im nordamerikanischen Kapitalismus eine Modernisierungskrise thematisiert.
Eine ganz andere Sprache sprechen demgegenüber die vor und nach der transatlantischen Reise geschriebenen Romanzen und Liebesgedichte des andalusischen Schriftstellers. Der Zyklus des Romancero gitano etwa, aber auch die späten Liebes-Sonette und Gacelas, schließen an traditionelle Dichtungsformen und Themen an. Statt einer Suche nach radikaler ästhetischer Gegenwart weben sie über ihre Gestalten und Topoi Kontinuitäten in Vergangenheit und Tradition, oder sprechen scheinbar zeitlose, universelle Gefühle an.
Der Konflikt zwischen Moderne und Tradition, der Bruch zwischen verschiedenen Zeiten und Räumen, der sich im dichterische Werk Lorcas abzeichnet, gibt Einblicke in die gesellschaftlichen Krisen, aber auch in die Aufbruchstimmung vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Das Seminar wird dieses spannungsreiche Verhältnis durch die verschiedenen Gedichtsammlungen Lorcas hindurch verfolgen. Wir werden außerdem Vergleiche mit anderen Vertretern der 27er-Generation anstellen, ausgewählte Theaterstücke Lorcas hinzuziehen, in denen sich eine ähnliche Spannung zwischen Tradition und Moderne findet, wir werden intermediale Verbindungen zu anderen Kunstwerken der Avantgarde betrachten (insbesondere zur Malerei Salvador Dalís und zum Kino von Luis Buñuel), und uns nicht zuletzt nach möglichen Verbindungen zu aktuellen künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Unbehagen an der Gegenwart und ihren Krisen fragen.

Bitte lesen Sie bereits in den Semesterferien in folgenden Büchern:

García Lorca, Federico (2008): Primer Romancero Gitano (sp.-dt., ed. von Koppenfels), Frankfurt am Main: Suhrkamp
 
García Lorca, Federico (2005): Poeta en Nueva York (sp.-dt., ed. von Koppenfels), Frankfurt am Main: Suhrkamp

García Lorca, Federico (2008): La casa de Bernarda Alba, Madrid: Cátedra.

Tietz, Manfred (Hrsg.) (1990): Die Spanische Lyrik der Moderne, Frankfurt a. M.: Vervuert.

ECTS/CP (Verwendete Abkürzungen: PL= Prüfungsleistung, SL= Studienleistung)

Lehramt Spanisch, 2010 (LAG S LW 2): 7, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 20 Seiten)

Lehramt Spanisch, 2010 (LAG S SLK): 7, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 20 Seiten)

Bachelor-Hauptfach Romanistik - Spanisch, 2010 (BA S LW 2): 7, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 20 Seiten)

Bachelor-Wahlpflichtfach EuLit - Spanischsprachige Literatur und Kultur: 9, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 25 Seiten)

Master-Hauptfach Romanistik - Spanisch, 2010 (MA S LKM): 9, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 25 Seiten)

Master-Hauptfach Romanistik - Spanisch, 2010 (MA S F): 7, PL= unbenotetes Exposé zur Masterarbeit

Master-Nebenfach Romanistik - Spanisch, 2010 (MA S LKM): 9, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 25 Seiten)