In diesem Seminar beschäftigen wir uns aus theoretischer und experimenteller Perspektive mit skalaren Implikaturen. Sie erhalten einerseits einen Einblick in den Forschungsstand, andererseits lernen Sie, wie man die Vorhersagen pragmatischer Theorien mit experimentellen Methoden untersucht und wie Sie eine experimentelle Studie planen und durchführen.
Implikaturen
Implikaturen sind pragmatische Inferenzen, die über semantischen Wahrheitsbedingungen von Sätzen hinausgehen. Ein klassisches Beispiel ist die Interpretation von "einige X" als "nicht alle X". Das kann anhand von Sätzen wie (1) verdeutlicht werden: Der Satz wird im Regelfall so verstanden, dass nicht alle Studenten bestanden haben.
(1) Einige Studenten haben die Klausur bestanden.
Diese Bedeutung kann aber entweder durch den sprachlichen Kontext (2) oder implizit aufgehoben werden, z.B. wenn der Hörer weiß, dass der Sprecher erst drei Klausuren korrigiert hat und deshalb gar nicht wissen kann, ob alle bestanden haben.
(2) Einige, vielleicht auch alle, Studenten haben die Klausur bestanden.
Experimentelle Pragmatik
Während lange vor allem theoretisch zu Implikaturen geforscht wurde, sind in den letzten 10-15 Jahren verstärkt experimentelle Ansätze aus der Psycholinguistik (z.B. Fragebögen, Lesezeiten, Eye tracking) auf pragmatische Fragestellungen angewandt worden. Experimentelle Verfahren bieten einerseits die Möglichkeit, lange als gesichert geltende Annahmen über Implikaturen zu überprüfen. Darüber hinaus können sie konkurrierende Theorien empirisch evaluieren.
Aufbau des Seminars
Im Seminar werden wir uns zunächst mit konkurrierenden Theorien skalarer Implikaturen beschäftigen und dann experimentelle Arbeiten diskutieren, die die Vorhersagen der Theorien evaluieren. In diesem Rahmen behandeln wir auch den grundlegenden Aufbau experimenteller Studien in der Linguistik sowie geeignete experimentelle Verfahren. Zum Abschluss des Seminars werden wir gemeinsam eine experimentelle Untersuchung zu Implikaturen durchführen. |