Kommentar |
Nicht nur Schlachten, auch politische Prozesse können historische Einschnitte darstellen, und die Geschichte Frankreichs weist einige dieser Zäsuren auf: der Templerprozess, der Lehnsprozess gegen den Grafen von Armagnac, der Prozess gegen den Herzog von Montmorency, den Finanzminister Fouquet, König Ludwig XVI. oder Marschall Pétain. Andere, so die Prozesse gegen Jeanne d’Arc und Ludwig I. von Condé, die Schnellverfahren des Revolutionstribunals oder die Schauprozesse gegen Kollaborateure, sind den Zustand des Staatsgebildes, die Machtverhältnisse und die Stimmungslage spiegelnde Momentaufnahmen. Manche spalteten die Gesellschaft wie beispielsweise der Prozess gegen Dreyfuß wegen Landesverrats oder der Prozess gegen Argout, einen Widersacher de Gaulles aus dem Kreise der OAS.
Neben den großen Staatsprozessen haben auch spektakuläre Strafprozesse zu allen Zeiten die Öffentlichkeit bewegt. Im 19. Jahrhundert wurden Gerichtsrapporte dieser „causes célèbres“ gar in Sammelwerken publiziert und fanden eine zahlreiche Leserschaft.
In der ersten Sitzung werden aus beiden Bereichen, doch mit dem Staatsprozess als Schwerpunkt, einige besonders bedeutsame oder prägnante Fälle kurz präsentiert und zur Auswahl gestellt. Deren Analysierung erfolgt dann unter Rückgriff auf entsprechende Quellen zum Rechtswesen sowie Zeitzeugnissen zur Resonanz von Verfahren und Urteil in der Bevölkerung. |