Industriekulturelle Projekte sind heute in Europa gleichzeitig Denkmal, Museum und Theater. In der Folge der Aufnahme der Völklinger Hütte in die UNESCO Weltkulturerbeliste 1994 hat sich Industriekultur weltweit als besondere Kultur durchgesetzt. Die Klassifizierung der Völklinger Hütte als UNESCO Weltkulturerbe der Menschheit erfolgte unter der Maßgabe des Denkmals. In den letzten 25 Jahren hat sich aber gezeigt, dass Industriekultur viel mehr ist, als die Bewahrung und Instandsetzung des Denkmals und die damit verbundene Erforschung des technischen und arbeits- sowie sozialgeschichtlichen Hintergrundes. Industriekultur ist das Kulturphänomen des ausgehenden 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts. Inzwischen wird Industriekultur als die größte Kulturfantasie der Zukunft begriffen. Kulturkritisch repräsentieren die Orte der Industriekultur, erstmals in der abendländischen Kulturgeschichte Bauten und Projekte, die nicht alleine als Kunst- und Kulturgebilde oder im Zusammenhang mit Kultischem errichtet wurden. Industriekultur bezieht sich auf Orte, deren Gebäude und Anlagen im Zusammenhang oder aus Anlass mit menschlicher Arbeit und industrieller Produktion entstanden sind. Perspektiven der Technik und der Innovation sind für diese Industriekulturkomplexe konstituierend. In der Regel handelt es sich bei den Industriekulturprojekten um gigantische Maschinen. Die Ästhetik der Industriekultur wirkt prägend für die Zukunft. Industriekultur wurde zum Synonym Europas und liefert einen bedeutenden Beitrag zur Fundamentierung unserer modernen europäischen Zivilisation. Industriekultur kann als Mutter unserer gegenwärtigen Kultur angesprochen werden. Industriekulturprojekte sind immer transkulturell, sie verbinden die Welt der Technik mit der Welt der „schönen Künste” und liefern so einen integralen Kulturbeitrag für unsere Zivilisation. Industriekulturprojekte sind immer gattungsübergreifend, gleichzeitig Denkmal, Museum und Theater. Aus diesem vielschichtigen kulturellen Bezugsgefüge entstehen neue Steuerungsnotwendigkeiten.
Die Lehrveranstaltung nimmt die geschichtlichen Wurzeln der Industriekultur und ihre Perspektiven in Universität, Denkmalpflege, Museum und Theater, aber auch die neueren Steuerungsnotwendigkeiten dieser besonderen Kulturform in den Blick. In der Lehrveranstaltung wird das Themenpotenzial industriekultureller Projekte befragt. Es werden Überlegungen angestellt, inwieweit im Rahmen eines modifizierten Kulturmanagements Industriekultur gesteuert und als Potenz und Ressource für die Zukunft entwickelt werden kann. Im Rahmen der Lehrveranstaltung sind Exkursionen vorgesehen.