Kommentar |
Der Wiener Kongress von 1815 hatte entscheidende Bedeutung für die Geschichte des 19. Jahrhunderts. Dies gilt sowohl aus deutscher wie aus europäischer Perspektive. Die historische Forschung beschäftigt sich jedoch erst seit kurzer Zeit mit den globalen Auswirkungen der langwierig verhandelten Friedensordnung nach den Napoleonischen Kriegen. Dabei spielte der Kongress eine entscheidende Rolle für die Entwicklung neuer, teilweise bis heute gültiger Normen des internationalen Rechts. Er etablierte die freie Schifffahrt auf Grenzflüssen, schuf die ersten internationalen Organisationen und verwies auf Prinzipien einer als universell gedachten Humanität. Zumeist jedoch scheiterte die Durchsetzung allgemeingültiger Normen an den politischen und insbesondere den kolonialen Interessen einzelner Teilnehmerstaaten. Der Wiener Kongress etablierte verschiedene Ordnungsräume, schuf jedoch kein internationales System.
Von diesen Überlegungen ausgehend behandelt das Seminar zunächst die Napoleonischen Kriege, die Organisation des Kongresses sowie die Diskussionsforen und Kulturformen, die er hervorbrachte. Anschließend werden die zumeist unerfüllten Forderungen auf einen eigenen Nationalstaat und die damit verbunden Vorstellung einer Neuordnung Europas behandelt. Auf dieser Grundlage gilt es schließlich, die globalen Folgen des Wiener Kongresses zu thematisieren. |