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Dekonstruktionen des Paars – alternative Entwürfe von Beziehung und Verbindung in Literatur, Film und Theorie in Frankreich und Spanien des XX. Jhdts - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Proseminar Langtext
Veranstaltungsnummer 121961 Kurztext
Semester SoSe 2020 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen
Turnus Veranstaltungsanmeldung Veranstaltungsbelegung im LSF
Credits
Sprache Deutsch
Termine Gruppe: iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Turnus Dauer Raum Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
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Do. 12:00 bis 14:00 woch          
Gruppe :
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Exner, Isabel , Dr. phil.
Zuordnung zu Einrichtungen
Romanistik
Inhalt
Kommentar

2017 wurde in Deutschland die ‚Ehe für alle‘ eingeführt, wodurch nun gleichgeschlechtliche Partnerschaften den heterosexuellen in allen rechtlichen Belangen gleichgestellt sind. In Spanien, wo Homosexualität bis 1978 strafrechtlich verfolgt wurde, gibt es die Ehe für alle bereits seit 2005. Spanien war damit das dritte Land weltweit, das LGBTQ-Paaren Heirat und Adoption ermöglichte. Frankreich zog 2013 nach.
Die vermehrte Anerkennung der Rechte von LGBTQI+ und die Öffnung von gesellschaftlichen Möglichkeitsräumen für verschiedene Geschlechter, diverse Begehrensformen und plurale Identitäten seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind nicht zuletzt dem Aktivismus von Schriftsteller*innen zu verdanken, die sich patriarchalen Konventionen und Zwängen mit ihrem Leben und Schreiben widersetzt haben. Geschichten haben viel damit zu tun, wie wir uns selbst entwerfen und miteinander zusammenleben.
Die Öffnung der staatlich institutionalisierten Zweierbeziehung wurde innerhalb der feministischen und queeren Debatten um das Feld von Liebe, Sexualität und Geschlecht jedoch nicht einhellig als Erfolg gewertet, bedeutet die Ehe ‚für alle‘, doch auch die Ausweitung einer konventionellen Einhegung des Zusammenseins an der „dünnen Grenze zwischen Geborgenheit und Gefangenschaft” (Vasallo). Als „scheinbar für immer feststehende Lebensform” (Schlaffer) bildet die (serielle) Monogamie den normativen Rahmen, in welchen sich Zugehörigkeit, Intimität und Sexualität meist fügen – in Fiktionen wie sozialer Wirklichkeit gleichermaßen. Doch die exklusive Liebes-Dyade und ihre fiktionalen Skripte sind auch immer wieder Gegenstand von Kritik gewesen, punktuell in radikalen Infragestellungen durch Sozial-Utopien und Experimente ‚freier Liebe‘, aktuell durch die Polyamorie-Bewegung, sowie durch Fiktionen, welche Alternativen der Liebe, des Zusammenlebens und der gegenseitigen Verantwortung imaginieren.

Ausgehend von insbesondere in Spanien derzeit virulenten Thesen von Polyamor- und Queer-Theoretiker*innen (Brigitte Vasallo, Paul B. Preciado) werden wir uns im Seminar zunächst mit den anthropologischen und strukturellen Eigenschaften des ‚Paars‘ als kleinstem Baustein des Sozialen befassen und uns einige der einschlägigen kulturwissenschaftlichen, gender- sowie affekttheoretischen Forschungen zu seinen historischen Funktionen und Problematiken ansehen (Lévi-Strauss, Foucault, Stoler). In einem nächsten Schritt werden wir kurz einige der zahllosen Fiktionen streifen, welche die „Misere der Ehe” (Neuschäfer) als Ort der ökonomischen, sozialen sowie rassialisierten Zwänge im europäischen 20. Jahrhundert thematisiert haben, um uns schließlich in solche Texte und Filme zu vertiefen, in denen Gegenentwürfe oder Alternativen zum konventionellen Modell der Paarbeziehung ausgemalt werden. Wir werden dabei auf die Schwierigkeiten und Dissonanzen solcher Alternativen stoßen, aber auch nach positiven, utopischen Geschichten fahnden, denn, wie die Science Fiction-Feministin Donna Haraway schreibt: „Um auf der Erde überleben zu können, brauchen wir andere Formen der Verwandtschaft.”

Literatur

Bitte beginnen Sie in den Semesterferien mit der Lektüre des folgenden Romans:

Simone de Beauvoir: L‘Invitée (dt.: Sie kam und blieb) (1943)

  • (Vor-)Auswahl von weiteren Texten und Filmen, die wir im Seminar (z.T. nur in Auszügen) diskutieren werden:

    -    Claude Lévi-Strauss: Les structures élementaires de la parenté (dt. Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft) (1949)
    -    Charles Fourier: Le nouveau monde amoureux (dt. Aus der neuen Liebeswelt) (1820)
    -    Michel Foucault: Histoire de la sexualité (dt. Sexualität und Wahrheit) (1976-854)
    -    Brigitte Vasallo: Pensamiento monógamo - terror poliamoroso (2018)
    -    Paul B. Preciado: Manifiesto contrasexual (dt. Kontrasexuelles Manifest) (2000)
    -    Miguel Mihura: Tres sombreros de copa (1932)
    -    Federico García Lorca: Bodas de sangre (dt. Bluthochzeit) (1933)
    -    Roberto Bolaño: 2666, La parte de los críticos (dt. 2666 Der Teil der Kritiker) (2004)
    -    Almudena Grandes: Castillos de cartón (Luftschlösser) (2004)
    -    Donna Haraway: Staying with the Trouble: Making Kin in the Chthulucene (dt. Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän) (2018)

    Filme
    - François Truffaut: Jules et Jim (1962)
  • Pier Paolo Pasolini: Teorema (1968)
    - Pedro Almodóvar: Pepi, Luci, Bom y otras chicas del montón (1980)
    - Xavier Villaverde: El Sexo de los Ángeles (2012)
    - Ulrich Seidel: Paradies: Liebe (2012)
    - Yorgos Lanthimos: The Lobster (2015)
    - Jim Jarmusch: The dead don’t die (2019)
Bemerkung

Das Seminar beginnt verbindlich in der Woche vom 4.5.20 und wird voraussichtlich während des gesamten Semesters gänzlich in e-learning-Formaten durchgeführt. Die Lernplattform Moodle wird neben MicrosoftTeams der primäre Ort der Zusammenkunft und Diskussion sein, alle genaueren Informationen dazu werden auf der Plattform selbst kommuniziert, bitte melden Sie sich dort als TN an:
https://lms.sulb.uni-saarland.de/moodle/enrol/index.php?id=2719
Alle über HIS LSF eingeschriebenen Studierenden haben bereits das Passwort von mir erhalten.
Bitte rufen Sie auch regelmäßig Ihre Uni-E-Mail-Adresse ab, über die weitere Informationen zum Seminarablauf verschickt werden.

Sollte jemand nicht über die technischen Ressourcen verfügen, die für die Teilnahme in Moodle und Teams notwendig sind (Computer, Webcam und gute Internetverbindung) bitte ich um Nachricht, wir werden dann versuchen, Lösungen zu finden.

Voraussetzungen

Der Kurs ist sowohl für die Studiengänge der Hispanistik, als auch für solche der IK mit frankophonem Schwerpunkt ausgerichtet. Sie sollten hierfür in der Lage sein, entweder Texte auf Spanisch oder auf Französisch im Original zu lesen.

Teilnehmer*innen für das Zertifikat gender studies können die Texte ggf. in Übersetzung lesen.


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2020 , Aktuelles Semester: SoSe 2024