Lädt Elia Kolleg*innen zum Grillen ein, stellt sich schnell die Frage, was eigentlich auf den Grill soll. Während Greta aus klimapolitischen Gründen vegan lebt, möchte Attila durch vegane Ernährung Muskeln aufbauen. Jonathan ist als Vegetarier darüber empört: Wie könne man sich nur aus „lifestyle” Gründen für eine vegane Ernährung entscheiden ohne tierethische Fragen im Blick zu haben. Peter orientiert sich an der Leidensfähigkeit der einzelnen Tiere und findet es ok, wenn etwa Krabben, gegrillt werden. Gleichzeitig findet er aber auch, dass religiöse Vorschriften, wie bei Christine, die kein Schweinefleisch isst oder Heike, für die Kühe heilig sind, keine Rolle spielen dürfen. Das wiederum finden manche Kolleg*innen problematisch. Sie weisen darauf hin, dass die Debatte seitens rechter Bewegungen gezielt genutzt wird um rassistische und ausgrenzende Diskurse zu rechtfertigen. Hal fragt polemisch warum eigentlich keine Ratten oder Insekten auf den Grill dürfen. Schnell entzündet sich ein Streit der nur schwer wieder zu befrieden ist.
Tiere essen? ist dabei nicht nur eine Frage, die vor dem Hintergrund der Tierethik im globalen Norden geführt wird. Welche Tiere gegessen und welche Tiere gestreichelt werden dient seit Jahrhunderten ebenso der Versicherung von Zugehörigkeiten wie der Produktion von rassistischen Zuschreibungen und Ausschlüssen. Zugleich spielen auch Fragen der Anerkennung und der Sensibilität gegenüber kulturellen Verboten und Geboten eine Rolle. Wie eng die Frage nach dem Essen von Tieren mit dem Feld der interkulturellen Kommunikation verbunden ist und in Folge dessen auch politisch instrumentalisiert wird, hat jüngst etwa die Debatte um Schweinefleisch in einer Leipziger Kita gezeigt. Im Rahmen des Blockseminars wollen wir uns der Frage Tiere essen? daher an insgesamt 3 Tagen aus unterschiedlichen Perspektiven nähern und tierethische Positionen vor dem Hintergrund der interkulturellen Kommunikation gemeinsam erarbeiten.
Am 05.06.2020 findet eine erste Einführung zum Thema statt. Hier setzen wir dann gemeinsam Schwerpunkte für unsere Arbeit im Juni. Die Blockveranstaltung findet dann am 19. / 20. Juni 2020 statt. Sollten Sie am Freitag regelmäßig andere Kurse besuchen, wollen aber dennoch gerne am BS teilnehmen, melden Sie sich im Vorfeld bei mir. Dafür findet sich normaler Weise eine Lösung.
Das Seminar wird online stattfinden. Ich werde im Vorfeld konkrete Vorschläge für eine virtuelle Zusammenarbeit und eine Diskussion der aufgeworfenen Fragen machen, sowie alle benötigten Materialen online zur Verfügung stellen. Da ich letztes Semester schon mit einigen von Ihnen zaghafte Versuche der Zusammenarbeit auf Distanz erproben konnte, bin ich mir ganz sicher, dass wir in jedem Fall ein spannendes Seminar hinbekommen werden. Ich werden Sie dann per E-Mail mit genügend Vorlauf über mögliche Formate und Methoden informieren.
Seitens der Universität sind wir als Lehrende angehalten, die Termine möglichst beizubehalten. Halten Sie sich diese daher bitte unbedingt frei, damit wir uns ggf. per Video-Konferenz etc. sehen können.
Die Vergabe von Leistungspunkte wird der Situation angepasst erfolgen. Machen Sie sich darum bitte keine Sorgen, ich werde das selbstverständlich so wohlwollend wie möglich handhaben.
Sollten Sie Fragen haben, könne Sie mich jederzeit per E-Mail erreichen.
Bleiben Sie bis dahin gesund und möglichst auch munter. Ich freue mich sehr auf unser gemeinsames Seminar! |