Kommentar |
Im Friedensvertrag von Versailles wurde nach Ende des 1. Weltkriegs mit dem "Bassin de la Sarre" eine Gebietskörperschaft definiert, die es bisher nicht gegeben hatte. Die im folgenden "Saargebiet" genannte Region wurde für 15 Jahre aus den ehemaligen deutschen Königreichen Preußen und Bayern ausgegliedert und unter die Verwaltung des Völkerbundes gestellt. Damit waren auch die Kirchen in eine für sie völlig neue Situation geworfen.
Insbesondere die evangelischen Saarsynoden mussten auf bisherige Privilegien aufgrund der Auflösung der engen Verbindung von Thron und Altar verzichten, verloren durch die weltanschauliche Emanzipation der Arbeiterschaft an Rückhalt in der Bevölkerung und suchten nach politischer Repräsentanz im gesellschaftlichen Diskurs. Aus einer weitestgehend bürgerlich-nationalistischen Grundorientierung entwickelte sich letztlich eine hohe Affinität gegenüber dem Nationalsozialismus. Obwohl man bis zur Volksabstimmung am 15 Januar 1935 über zwei Jahre hinweg nicht nur die gewaltsame politische Gleichschaltung im Deutschen Reich hat von außen beobachten können sondern auch selbst massive Auseinandersetzungen zwischen der sich bildenden Bekenntnisfront und der nationalsozialistischen Glaubensbewegung Deutsche Christen hat erleben müssen, waren die evangelischen Pfarrer tragende Stützen der sog. Deutschen Front.
Anhand von ausgewählten Quellen soll die Stellung der evangelischen Synoden und Gemeinden während der 15 Jahre Saargeschichte veranschaulicht werden. Der Fokus liegt dabei auf den beiden Saarsynoden der preußischen Provinzialkirche. Blicke auf Organe und Personen der pfälzischen Kirche und der katholischen Bistümer Trier und Speyer dienen zur Kontrastierung und Ergänzung. |